Bauindustrie zweifelt an Zeitplan für Generalsanierung der Bahn
Archivmeldung vom 13.07.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Bauindustrie zweifelt auch wenige Tage vor der am kommenden Montag beginnenden Generalsanierung der Deutschen Bahn (DB) am Zeitplan für die Arbeiten.
Zwar lägen die beteiligten Baufirmen mit den Vorarbeiten für die erste
geplante Sanierung der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim im
Zeitplan, doch es fehle an verlässlichen Zusagen für die übrigen 40
Strecken, die bis 2031 saniert werden sollen, sagte der
Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB)
Tim-Oliver Müller der "Welt am Sonntag". "Die Unternehmen können bis
heute noch keine realistische Kapazitätsplanung machen, da Politik und
DB sich nicht einig sind", so Müller. "Ich bin mir deshalb mittlerweile
sehr sicher, dass bis 2031 nicht alle derzeit geplanten 41
Korridorsanierungen abgeschlossen sein werden. Ich halte es für
vernünftig, das ganze Generalsanierungsprojekt zeitlich ein bisschen zu
dehnen." Nur realistische Zeitpläne würden die Baufirmen dazu bewegen,
ihre Kapazitäten weiter aufzustocken.
Der für die Infrastruktur
zuständige Vorstand der Deutschen Bahn AG, Berthold Huber, hält ein
Scheitern der Riedbahn-Sanierung für ausgeschlossen. "Ich wüsste nicht,
woran die Riedbahn-Sanierung scheitern könnte. Geld genug ist da, die
Planung ist gut, die Kapazitäten in der Bauwirtschaft sind vorhanden",
sagte Huber der "Welt am Sonntag". "Unser Ziel ist es, durch die
Sanierung die Zahl der Störungen auf der Riedbahn um 80 Prozent zu
reduzieren." Dafür wird die wichtige Strecke zwischen Frankfurt und
Mannheim ab Montag für fünf Monate gesperrt. "Die Generalsanierung
bedeutet, dass wir in den Jahren danach natürlich noch unsere Anlagen
instand halten, aber keine Komponenten mehr tauschen müssen, weil sie zu
alt sind", sagte Huber. "Das Versprechen ist: Fünf bis acht Jahre lang
Baufreiheit." Ursprünglich wollte die Bahn zehn Jahre lang keine
altersbedingten Arbeiten auf der dann sanierten Strecke mehr
durchführen.
Da die Generalsanierung Milliarden kosten wird, ist
unklar, wie viel Geld noch für den Aus- und Neubau von Bahnstrecken zur
Verfügung stehen wird. "Die Priorisierung ist glasklar", sagte Huber.
"Wenn ich die Wahl habe, 34.000 Kilometer Bestandsnetz zu sanieren oder
1.000 Kilometer neue Strecken zu bauen, dann wäre ich verrückt, wenn ich
34.000 Kilometer in der Gegenwart kaputtgehen lasse, um in Zukunft
1.000 neue Kilometer zu bauen." Es sei aber auch noch Geld für den
Ausbau eingeplant. "Wir haben ein Gesamtprogramm mit dem
Verkehrsminister verabredet. Darin sind Sanierungen im Flächennetz und
der Hochleistungskorridore enthalten, aber auch neue Bahnhöfe,
Digitalisierung und natürlich Aus- und Neubau von Strecken."
Das
marode Schienennetz sei ein Resultat politischer Entscheidungen: "Die
Verantwortung für den aktuellen Zustand des Netzes haben alle, die für
die Infrastruktur in der Vergangenheit Verantwortung getragen haben",
sagte Huber. "Es sind in der Vergangenheit politische Prioritäten
gesetzt worden, die zu diesem Zustand geführt haben." Der DB-Vorstand
gab sich aber auch selbstkritisch: "Natürlich trägt auch die Führung der
Deutschen Bahn einen Teil der Verantwortung für den Zustand der
Eisenbahn", sagte er. "Die Frage ist: Hätten wir sehen können, dass die
Infrastruktur irgendwann mal in einen Zustand kommt, der dazu führt,
dass die Qualität des Eisenbahnverkehrs so schlecht ist wie heute? Ich
habe es nicht gesehen. Ich hätte nicht gedacht, dass wir einen Punkt
erreichen, an dem es so schnell bergab geht." Man habe "an vielen
Stellen Kompromisse gemacht in der Vergangenheit in der Erwartung, dass
wir es irgendwie schaffen".
Quelle: dts Nachrichtenagentur