Neue Panne bei T-Systems stürzt Unternehmen in Liquiditätsnöte - Krankenkassen buchen vorzeitig Sozialbeiträge ab
Archivmeldung vom 30.01.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEin EDV-Problem der Telekom-Tochter T-Systems hat mehrere Hunderttausend Unternehmen und Selbständige in Liquiditätsschwierigkeiten gebracht. Wie stern.de, die Online-Ausgabe des Hamburger Magazins stern, berichtet, haben zahlreiche Krankenkassen am vergangenen Freitag bei den Unternehmen die Sozialversicherungsbeiträge abgebucht, obwohl die Firmen von einer gesetzlichen Ausnahmeregelung Gebrauch machen wollten. Dabei handelt es sich um Summen in Milliardenhöhe.
Um die Folgen des Vorziehens der Fälligkeit der Sozialbeiträge
abzumildern, hatte die Politik den Unternehmen zugestanden, die
Januar-Zahlung auf die kommenden sechs Monate zu verteilen. Um von
dieser "Sechstelungs-Regelung" zu profitieren, mussten die Firmen
allerdings eine so genannte "Null-Meldung" abgeben. Diese
elektronisch abgegebenen Meldungen sind nach stern.de-Informationen
nur etwa zu einem Viertel bei den Krankenkassen eingetroffen. Die
Kassen, darunter etwa die Techniker Krankenkasse, Barmer, DAK und AOK
haben daraufhin die Sozialbeiträge routinemäßig geschätzt und bei den
Unternehmen vom Bankkonto abgebucht, wenn diese am
Lastschriftverfahren teilnehmen. Diese ungeplanten Abbuchungen
idürften dazu führen, dass viele Unternehmen ihre Kreditlinie
überschreiten, hohe Überziehungszinsen zahlen müssen oder Zahlungen
platzen.
Ein Sprecher des AOK-Bundesverbandes bestätigte stern.de, dass es
"technische Probleme" gebe.
Eine Sprecherin der Barmer gab an, dass
der Dienstleister T-Systems "Probleme hat, die Beitrags-Nachweise zu
verarbeiten". Auch eine Sprecherin der Techniker Krankenkasse verwies
auf die Telekom-Tochter. T-Systems war bereits durch Probleme bei der
Software für das Arbeitslosengeld II in die Schlagzeilen geraten.
Eine Sprecherin von T-Systems sagte dazu stern.de: "Aufgrund eines
unerwarteten deutlichen Anstiegs der zu verarbeitenden Datensätze ist
es in diesem Monat zu Verzögerungen bei der Übermittlung der
Datensätze mit den Beitrags-Nachweisen zur Sozialversicherung
gekommen." Inzwischen seien die Kapazitäten vervielfacht worden. Es
handele sich "um eine Stauzeit von circa einem Tag", die über das
Wochenende abgebaut werden solle.
Dies ist aber für eine große Zahl von Unternehmen zu spät. Da die
Beiträge laut Gesetz am drittletzten Bankarbeitstag des Monats, also
dem 27. Januar, fällig waren, haben die Krankenkassen die Zahlungen
geschätzt und bereits abgebucht. Protestierende Firmen werden nun zur
Abgabe von Erstattungs-Anträgen aufgefordert.
Quelle: Pressemitteilung stern, G+J