Verbraucherschützer: Handel zieht Mehrwertsteuererhöhung vor
Archivmeldung vom 16.08.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittVerbraucherschützer haben im Vorfeld der Mehrwertsteuererhöhung vor Mitnahmeeffekten im Einzelhandel gewarnt. Nach Angaben der Bundeszentrale für Verbraucherschutz (VZBV) gibt es mehrere Branchenempfehlungen, die ab 2007 erhöhte Mehrwersteuer von 19 Prozent bereits in diesem Jahr auf die Preise umzuschlagen.
"Die
Mehrwertsteuerhöhung wird nicht besser, wenn man sie vorzieht",
kritisierte VZBV-Sprecher Christian Fronczak gegenüber der "Leipziger
Volkszeitung" (Mittwoch-Ausgabe). "Da spielt sich vieles im
Verborgenen ab. Wir verfolgen die Entwicklung aufmerksam, weil wir
die Parallelen bei der Euro-Umstellung noch vor Augen haben."
Fronczak verwies auf Untersuchungen des Deutschen Instituts für
Wirtschaft, wonach 35 bis 40 Prozent der Handelsvertreter die
Mehrwertsteuererhöhung vorziehen wollen. Leider gebe es wenige
Branchen, die ihre Preisgestaltung offen legen. "Beispielsweise hat
aber der Dachverband der Drogisten seinen Mitgliedern empfohlen, die
Mehrwersteuer bereits im Vorfeld anzuheben." Ähnliches sei vom
Brauerbund bekannt. Deshalb habe man gemeinsam mit dem Statistischen
Bundesamt einen Preismonitor entwickelt, mit dem Kunden die
Preisentwicklung von Produkten und Dienstleistungen verfolgen
könnten. "Wir wollen die Menschen sensibilisieren, sich die Preise
genau anzuschauen." Kunden sollten bei Produkten, die sie regelmäßig
kaufen, darauf achten, ob sich die verkaufspsychologisch gern
verwendete Fünf oder Neun am Endpreis verändert. "Dies kann ein Indiz
sein, dass an der Preisschraube gedreht wird." Nach Berechnungen des
Bundesverbandes der Verbraucherzentralen werden 2007 allein durch die
erhöhte Mehrwertsteuer die Haushalte mit 19,4 Milliarden Euro
zusätzlich belastet.
Der Einzelhandelsverband HDE wies die Vorwürfe zurück.
"Vorgezogene Preiserhöhungen wegen der Mehrwertsteuer wird es nicht
geben", so HDE-Vizesprecherin Ulrike Hörchens. Allerdings schränkte
Hörchens ein, dass der Handel durch viele Schwellenpreise mit einer
Fünf oder Neun im Endpreis die Mehrwertsteuer nicht zum 2. Januar
2007 eins zu eins umschlagen kann. "Das gesamte Preisgefüge muss neu
kalkuliert werden. Das dauert seine Zeit." Zudem würden sich bereits
jetzt die gestiegenen Erzeugerkosten auch in den Preisen im
Einzelhandel niederschlagen.
Quelle: Pressemitteilung Leipziger Volkszeitung