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Gesamtmetall-Präsident: Krise kommt bald in Deutschland an

Archivmeldung vom 06.07.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.07.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Martin Kannegiesser Bild: GESAMTMETALL
Martin Kannegiesser Bild: GESAMTMETALL

Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser zufolge muss sich Deutschland darauf einstellen, dass die Krise ankommt. "Wenn wir weiter so machen wie bisher, dann werden sich die Auswirkungen der Euro-Krise auf die Realwirtschaft verschärfen", sagte Kannegiesser der "Welt". "Wir spüren das auch". Die Metall- und Elektroindustrie lebe zu 80 Prozent von Investitionsgütern.

"Wenn Unsicherheiten über die künftige Entwicklung da sind, dann werden Investitionen erst einmal angehalten oder verschoben. Diese Phase hat begonnen". Die Zurückhaltung wachse, und zwar ebenfalls weltweit. "Wie weit das geht und ob das in einer richtigen Rezession mündet, das kann man im Augenblick nicht sagen. Man kann es aber auch nicht ausschließen, das geht heutzutage blitzschnell", sagte Kannegiesser. Ein Land wie Deutschland, das so stark eingebunden sei in die europäische Wirtschaft, könne sich auf Dauer nicht isolieren. "Früher oder später werden wir die Krise umso stärker spüren. Dieser Zeitpunkt rückt näher". Sollte die Nachfrage einbrechen, bräuchten Kannegiesser zufolge die Unternehmen in der Metall- und Elektrindustrie wieder besondere Krisenregelungen, um Arbeitskräfte halten zu können. "Wenn Auftragseingänge zurückgehen, müssen sich die Unternehmen fragen: Wie kann ich in dieser Zeit meine Mannschaften halten und sinnvoll zukunftsgerichtete Projekte anpacken? Wie finanziert man das?

In der letzten Krise hat man das über die Krisenregelungen zur Kurzarbeit erleichtert. Wir müssen jetzt wieder in Szenarien denken", so Kannegiesser. Verlangen wolle er nichts. "Wir sind jetzt in einer Phase des intensiven Nachdenkens und des Austausches mit unseren Kollegen, unseren Sozialpartnern und mit denjenigen Politikern, die Fingerspitzengefühl haben und nur mäßig populistischen Tatendrang verspüren".

Kannegiesser zufolge hat seine Branche mit einem Beschäftigungsstand von 3,671 Millionen im April wieder das Vorkrisenniveau erreicht. Die Nachfrage nach Zeitarbeit sei jedoch schon rückläufig. Der Beschäftigungsaufbau werde sich verlangsamen und möglicherweise in den kommenden Wochen und Monaten anfangen zu stagnieren. "Dann hätten wir Glück, wenn wir den halten können".

Kannegiesser warnte vor einem Ende des Euro. "Wenn die Währungszone auseinanderbrechen würde, dann gäbe es zunächst ein wirtschaftliches Desaster". Investitionen würden ausbleiben, die Binnennachfrage würde einbrechen. Es könne sich dann eine Eigendynamik entfalten, die Absatzmärkte zusammenbrechen lasse und Firmenpleiten nach sich ziehe. "Trotzdem darf man aus Angst davor nicht Entscheidungen treffen, die strukturell einen ganzen Wirtschaftsraum schleichend auszehren. Derzeit sieht das so aus. Wenn es keine nennenswerten Reformen gibt und wir weitermachen wie bisher, wird am Ende auch der Zusammenbruch stehen".

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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