WATERKANT: „Beluga-Niedergang einfach akzeptiert“
Archivmeldung vom 30.03.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt„Das Fehlen von Politik ist dafür verantwortlich, dass man nichts retten konnte bei Beluga.“ – Mit diesen Worten hat der Bremer Journalist Rainer Kahrs in einem Interview der maritimen Zeitschrift WATERKANT den Niedergang der Bremer Schwergut- und Projekt-Reederei des Unternehmers Niels Stolberg kommentiert. Stolberg steht bekanntlich seit Januar dieses Jahres im Zusammenhang mit dem ikarischen Absturz der „Beluga“-Reederei 2011 wegen Kreditbetrugs (in 16 Fällen), Bilanzfälschung und Untreue in Bremen vor Gericht. Am heutigen Mittwoch ist ein weiterer von mehr als 50 Verhandlungstagen.
Warum hat der Wirtschaftsstandort Deutschland, der insgesamt ziemlich gut aus der Finanz- und Wirtschaftskrise herauskam, die Zerstörung eines Weltunternehmens einfach so hingenommen? – Diese Frage ist zwar nicht Gegenstand des aktuellen Strafprozesses, trotzdem geht die nichtkommerzielle Zeitschrift diesem Aspekt ausführlich nach: „Es geht um nicht weniger als ein Stück maritimer Wirtschaftsgeschichte.“
Warum hat die Bremer Landesregierung dem Absturz von Beluga so tatenlos zugesehen, lautet eine weitere Frage. Reporter Kahrs, der sowohl die Beluga-Geschäfte in einem bekannten Fernsehbeitrag durchleuchtet hat als auch kontinuierlich über den Stolberg-Prozess berichtet, kritisiert im Interview Bremens rot-grüne Regierung mit den Worten: „Sie haben diesen Niedergang einfach akzeptiert und durchgewunken. Das muss man scharf kritisieren.“
Nachdrücklich erinnert die Zeitschrift daran, dass „manche, die sich in und mit der Schifffahrtskrise beinahe ruiniert hätten, … mit viel Einsatz gerettet“ worden seien; allein der Erhalt der HSH Nordbank etwa „dürfte die Steuerzahler Hamburgs und Schleswig-Holsteins am Ende mehrere Milliarden Euro kosten.“ Auf die sich aufdrängende Frage „Warum rettete niemand Beluga?“ indes konstatiert Kahrs im Interview lapidar: Zwar könne Politik nicht die Schifffahrtskrise managen, „aber die Krise einer großen lokalen Reederei mit weltweiten Dependancen und einer globalen Position, die hätte man politisch begleiten müssen.“ Und, mit Blick auf Bremen: „Rot-Grün hätte da sein müssen. Weil das eine extrem gewichtige Sache war für die Stadt, nicht nur wegen der Arbeitsplätze, sondern auch wirtschafts- und industriepolitisch.“
Quelle: Zeitschrift WATERKANT