Siemens-Vorstand Kaeser: "NSN darf nicht so einfach aus München verschwinden"
Archivmeldung vom 10.03.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSiemens-Finanzvorstand Joe Kaeser fordert, dass Nokia Siemens Networks (NSN) nach Lösungen sucht, um den Standort München zu erhalten. "Siemens wird es nicht ohne Weiteres hinnehmen, dass NSN aus München so einfach verschwindet. Deshalb müssen jetzt die Beteiligten im konstruktiven Dialog versuchen, eine alternative Lösung zu finden", sagte der 54-Jährige im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung".
Kaeser ist bei Siemens für Beteiligungen zuständig, auch für den defizitären Telekommunikations-Ausrüster NSN, ein Joint-Venture mit dem Handyhersteller Nokia. Nokia hat die Führung bei der Firma, die bei ihrer Sanierung weltweit 17.000 Stellen streichen will, davon etwa 3.000 in Deutschland. Auch viele Standorte sollen wegfallen, darunter München mit 3.600 Beschäftigten. NSN-Chef Rajeev Suri hatte die Schließung von München als alternativlos bezeichnet. Kaeser widerspricht: "Alternativlos ist vielleicht ein Begriff aus der Politik. Gute Manager müssen mit ihren Teams und Partnern immer nach Lösungsalternativen suchen; und für den Erhalt von zumindest einigen Arbeitsplätzen lohnt sich das allemal." NSN solle mit den Arbeitnehmervertretern darüber verhandeln, wie man München retten könne, sagte er. Die Gespräche zwischen Management und Gewerkschaften über den Stellenabbau sollten nun schnell vorangetrieben werden, forderte der Manager: "Das Ganze dauert schon viel zu lange.
Die Restrukturierung hat NSN im November bekanntgegeben. Jetzt haben wir März, und der einzelne Beschäftigte weiß immer noch nicht, ob er seine Stelle verliert und wie es weitergeht. Es ist nicht zumutbar, dass die Mitarbeiter weiter in Unsicherheit leben." Im September hatten die Anteilseigner Nokia und Siemens dem NSN-Chef Rajeev Suri mit Jesper Ovesen einen Aufsichtsrats-Chef zur Seite gestellt, der die Sanierung umsetzen soll. Kaeser begründete dies damit, dass er keine Fehler des Managements mehr dulde: "Rajeev Suri ist ein sehr talentierter Manager, aber jetzt muss jeder Schritt sit! zen, der Raum für Fehler ist sehr klein geworden. Ich bin froh, dass Jesper Ovesen als operativer Vollzeit-Chairman da ist. Er ist ein sehr erfahrener und ausgleichender Manager, der dafür sorgen wird, dass die Pläne auch Wirklichkeit werden. Das ist uns immens wichtig angesichts der enttäuschenden Ergebnisse der Vergangenheit." Den Plan von NSN, sich nun nur noch auf Technik für schnelle mobile Datenübertragung zu konzentrieren und daher viele Stellen zu streichen, verteidigte Kaeser: "Um in diesem martialischen Verdrängungswettbewerb zu bestehen, ist es richtig, dass sich NSN nun auf den Bereich mobile Breitbandnetze konzentriert. Das macht leider auch die Konsolidierung von Arbeitsplätzen und Standorten notwendig."
Quelle: dts Nachrichtenagentur