KfW-ifo-Mittelstandsbarometer: Zweiter Lockdown trifft Mittelstand offenbar härter als Großunternehmen
Archivmeldung vom 02.12.2020
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Freigeschaltet durch André OttDie zweite Covid19-Infektionswelle und der partielle Lockdown in Deutschland hinterlassen deutliche Spuren bei den kleinen und mittleren Unternehmen. Das mittelständische Geschäftsklima sinkt im November um 4,5 Zähler auf -12,2 Saldenpunkte.
Das ist zwar ein markanter Rückgang, im Vergleich zu den Abstürzen während des Frühjahrs-Lockdowns (März: -18 Zähler, April: -25 Zähler) fällt er allerdings doch moderat aus.
Relativ stabil zeigen sich dabei die Urteile des Mittelstands zur Geschäftslage. Nach fünf Anstiegen in Folge geben sie im November trotz der Einschränkungen durch die Eindämmungsmaßnahmen nur moderat um 0,8 Zähler auf nun -10,3 Saldenpunkte nach. Hier zeigt sich, dass der Lockdown die Geschäftstätigkeit in einigen Branchen zwar fast vollständig unterbindet, der Großteil der Unternehmen aber relativ gut weiterarbeiten kann. Dagegen fallen die Geschäftserwartungen im Mittelstand deutlich um 8,0 Zähler auf -14,2 Saldenpunkte. Offenbar dominiert hier die Befürchtung eines harten Winters die positiven Neuigkeiten über Erfolge bei der Impfstoffentwicklung.
Die Lageurteile der Großunternehmen verbessern sich im November erneut (+3,6 Zähler), während die Erwartungen um 5,1 Zähler nach unten gehen. Das Geschäftsklima insgesamt verändert sich per Saldo nur geringfügig (-0,8 Zähler auf -7,4 Saldenpunkte). Diese Stabilität ist allein auf die guten Werte der großen Industrie- (+3,3 Zähler) und Bauunternehmen (+1,2 Zähler) zurückzuführen, während die großen Firmen aller anderen Wirtschaftsbereiche schlechter gestimmt sind als im Vormonat.
Schaut man genauer auf die Wirtschaftsbereiche, so ist wenig überraschend, dass Dienstleistungsunternehmen in beiden Größenklassen aktuell das am schlechtesten gestimmten Segment der deutschen Wirtschaft sind (Mittelstand: -8,5 Zähler auf -21,9 Saldenpunkte / Großunternehmen: -6,7 Zähler auf -13,4 Saldenpunkte). Schließlich beinhaltet dieser Bereich mit dem Gastgewerbe, Unterhaltung, Kultur, Sport und den meisten persönlichen Dienstleistungen diejenigen Branchen, die seit Anfang November direkt vom Lockdown betroffen sind. Sehr deutlich stürzt aber auch das Geschäftsklima der mittelständischen Einzelhändler ab, nachdem es sich noch bis zum Vormonat auf einem stabilen Erholungskurs befunden hatte (-12,4 Zähler auf -1,9 Saldenpunkte). Offenbar führen die hohen Infektionszahlen sowie die staatliche Empfehlung zuhause zu bleiben dazu, dass der Gang in die Geschäfte jetzt stärker vermieden wird.
"Infolge der zweiten Infektionswelle in Deutschland sowie des kürzlich bis mindestens 20. Dezember verlängerten Teil-Lockdowns dürfte die deutsche Wirtschaft im laufenden Quartal um rund 1 % schrumpfen. Das aktuelle KfW-ifo-Mittelstandsbarometer zeigt, dass gerade kleine und mittelständische Unternehmen mit Rückschlägen rechnen, wenn auch im geringeren Umfang als noch im Frühjahr", sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. "Kurzfristig ist es leider unausweichlich Geschäftstätigkeiten mit einem hohen Infektionsrisiko relativ pauschal zu unterbinden. Mittelfristig gibt es angesichts der Erfolge bei der Impfstoffentwicklung jedoch viel Licht am Ende des Tunnels."
Quelle: KfW (ots)