DGB-Studie: Trotz Aufschwungs weiter große Probleme für ältere Arbeitslose
Archivmeldung vom 16.12.2015
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.12.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Beschäftigungssituation älterer Menschen hat sich zwar verbessert, aber ältere Arbeitslose profitieren nach einer neuen DGB-Studie oft nicht davon. "Es ist paradox. Im Schnitt verlängert sich die Dauer ihrer Arbeitslosigkeit sogar", sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
Nach der bislang unveröffentlichten Studie steigt die durchschnittliche Verbleibdauer älterer Arbeitsloser in Arbeitslosigkeit seit Jahren an. Bei den über 50-Jährigen erhöhte sich dieser Wert im Jahr 2014 im Vergleich zum Vorjahr um drei auf 91 Wochen, heißt es in der Sonderauswertung des DGB-Indexes "Gute Arbeit". Hier verhärte sich Arbeitslosigkeit, klagen die Gewerkschaften.
Im Jahresdurchschnitt 2014 waren demnach rund 584 000 Ältere (55 Jahre oder älter) ohne Beschäftigung - knapp zehn Prozent mehr als im Jahr 2010. In diesem Zeitraum hat sich aber auch die Zahl der Beschäftigten über 55 Jahre um rund 1,1 Millionen erhöht. Auch die Beschäftigungsquote entwickelte sich der Studie zufolge positiv: Von 2010 bis 2014 ist sie in der Altersgruppe der 55- bis 64-Jährigen um acht Prozentpunkte auf 47 Prozent gestiegen.
Die DGB-Experten führen die höhere Alterserwerbstätigkeit auf mehrere Gründe zurück, so etwa den demografischen Wandel und die Alterung der Belegschaften: "Dadurch kommen zunehmend geburtenstarke Jahrgänge ins rentennahe Alter." Zudem habe der Gesetzgeber "Vorruhestandstüren" geschlossen. Ferner steige die Erwerbstätigkeit von Frauen. Und schließlich komme die stärkere Nachfrage nach Arbeitskräften mit Verzögerung auch bei den Älteren an.
Unverändert gibt es aber auch Probleme und Ungleichgewichte. So liegt die Arbeitslosenquote der über 55-Jährigen seit der Überwindung der Wirtschaftskrise 2008/2009 um 1,1 bis 1,4 Prozentpunkte über der allgemeinen Erwerbslosenrate: "Beide Quoten sind rückläufig, die Quote der Älteren bleibt aber auf deutlich höherem Niveau."
Buntenbach zeigte sich besorgt über die Erwerbslosigkeit im Alter, "zumal 55 Prozent der älteren Langzeitarbeitslosen eine Berufsausbildung und 12 Prozent eine akademische Ausbildung haben". Es müsse also weitaus mehr getan werden, damit diese Arbeitnehmer erst gar nicht arbeitslos werden, sagte die Gewerkschafterin. Sie forderte zusätzliche Anstrengungen in der betrieblichen Weiterbildung auch für Ältere, altersgerechte Arbeitsbedingungen und eine Ausweitung der betrieblichen Gesundheitsförderung.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)