Telekom-Betriebsratschef gegen Verkauf des Aktienpakets des Bundes
Archivmeldung vom 26.10.2017
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Freigeschaltet durch André OttDer Vorsitzende des Konzernbetriebsrates der Deutschen Telekom, Josef Bednarski, warnt davor, dass die Telekom zum Übernahmekandidaten werden könnte, falls der Bund seine Aktien am Konzern verkaufen würde. Zum derzeitigen Marktpreis sei die Telekom für viele Kapitalbeteiligungsgesellschaften, aber auch für chinesische, russische oder US-Unternehmen sehr interessant, sagte er dem "Handelsblatt".
Was im Falle einer Übernahme passieren könne, sei beispielhaft bei Mannesmann zu beobachten gewesen, so Bednarski. Die ehemalige Stahlikone sei nach der Übernahme zerschlagen worden. "Wenn wir bei dem Bedrohungsszenario bleiben, würde das bedeuten, dass in Deutschland Tausende Arbeitsplätze wegfallen würden", sagte Bednarski. "Das wäre nicht nur desaströs für die Mitarbeiter, sondern auch für die Volkswirtschaft."
Menschen, die keine Arbeit haben, könnten auch nicht konsumieren. Bei der Telekom arbeiten in Deutschland 115.000 Mitarbeiter. Der Betriebsratschef glaubt auch nicht daran, dass das Geld aus dem Aktienverkauf nur in den Breitbandausbau fließt: "Es werden sich dann viele melden, die es anders verwenden wollen." Der Zuschuss für den Breitbandausbau werde marginal sein.
Ein neuer Eigentümer könne zudem die rund 30.000 Beamten, die noch bei der Telekom arbeiten, "dem Bund vor die Füße werfen. Wenn die Telekom filetiert würde, müsste der Staat die Beamten übernehmen, ob er will oder nicht." Bednarski kritisierte auch, dass die Mitarbeiter bei der Debatte um den Verkauf der Aktien nicht berücksichtigt würden. Deswegen wolle der Betriebsrat das nun selber in die Hand nehmen.
"Wir müssen sagen: Ihr seid dafür verantwortlich, wenn die Menschen keine Arbeit mehr haben, wenn es keine vernünftige Infrastruktur mehr gibt, weil alles dem Shareholder Value unterworfen wird, wenn die Kommunikation unsicher ist und Daten in den USA oder China oder sonstwo landen. Ihr seid dafür verantwortlich und kein anderer."
Quelle: dts Nachrichtenagentur