Experten sehen Ende der Atempause
Archivmeldung vom 22.01.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEnergieexperten warnen vor einem baldigen Preisanstieg an den Tankstellen. Heino Elfert vom Energie Informationsdienst EID Hamburg sagte der "Leipziger Volkszeitung "Niemand sollte sich in Sicherheit wiegen, das Ende der Atempause kommt spätestens mit Frühjahrsanfang."
Dies hätte sich
regelmäßig seit dem Jahr 2000 gezeigt. Schuld sei vor allem der
Beginn der Reisezeit in den USA. Der dann steigende Spritbedarf in
den USA sei durch die amerikanischen Raffinerien nicht zu bewältigen.
Deshalb werde sehr viel Benzin in Europa aufgekauft, was hierzulande
den Preis unabhängig von den Rohölkosten anziehen lässt.
Der Energie-Experte beim Institut der deutschen Wirtschaft,
Hubertus Bardt, geht fürs Jahr 2007 von einem durchschnittlichen
Benzinpreis von 1,30 bis 1,35 Euro für den Liter Super aus. "Wenn die
Mineralölkosten wieder auf das Niveau von vor zwei Monaten
zurückkehren, dann werden sich die Verbraucher durch die gestiegene
Mehrwertsteuer und andere Belastungen an diese Kraftstoffpreise
gewöhnen müssen." Ungewiss sei auch die weitere geopolitische Lage in
den Ölländern im Nahen Osten und dem Iran. "Wenn Gefahr geschnuppert
wird, reagiert der Markt sofort."
Doch auch in der letzten Woche wurde es für Autofahrer bereits
teurer. Super und Diesel stiegen laut ADAC im Schnitt um 1,3 Cent pro
Liter, obwohl der Ölpreis weiter nachgab. EID-Herausgeber Elfert
sieht Gewinnmitnahmen der Konzerne. "Das sind zeitweise
Erscheinungen, weil man bei den Gewinnmargen nachholen will, was man
vorher durch bröckelnde Preise verloren hat." Auch
Minerölwirtschaftsverband-Sprecherin Meyer-Buckow räumte ein, dass es
Preisverschiebungen unabhängig vom Rohölpreis gebe, um Verluste
aufzufangen.
Rolf Hempelmann, energiepolitischer Sprecher der
SPD-Bundestagsfraktion, kritisierte diese Praxis. "Die Treibstoff-
und Ölpreisentwicklung kennt immer wieder Verzögerungen, wenn
Kostensenkungen weitergegeben werden könnten. Dagegen werden
Kostensteigerungen in der Regel sofort weitergegeben." Der
Verbraucher könne nur mit sparsamerem Fahrverhalten und mittelfristig
durch den Umstieg auf verbrauchsärmere Fahrzeuge reagieren.
Hempelmann fürchtet zudem, dass Billigtankstellen künftig kaum noch Alternativen sein werden. "Der Markt ist sehr einheitlich geworden. Da ist für große Preisdifferenzen nicht mehr viel Spielraum. Wenn alle fast den gleichen Einkaufspreis haben, ist der Gestaltungsspielraum sehr eng."
Quelle: Pressemitteilung Leipziger Volkszeitung