Ifo-Chef rechnet mit Anstieg von Zinsen auf deutsche Staatsanleihen
Archivmeldung vom 27.03.2020
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.03.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttDer Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest, rechnet damit, dass die Zinsen auf deutsche Staatsanleihen als Folge der Corona-Krise steigen werden. Grund dafür sei die hohe Neuverschuldung zur Finanzierung der jüngst beschlossenen Hilfspakete für die Wirtschaft, sagte Fuest dem Nachrichtenportal T-Online.
"Statt wie aktuell Geld von seinen Schuldnern einzustreichen, wird Deutschland künftig für seine Schulden auch wieder Zinsen zahlen müssen", so der Ifo-Chef weiter. Wenn man jetzt viele Anleihen auf den Markt werfe, würden die Zinsen "sehr schnell in den positiven Bereich" gehen. "Deshalb sollte die Bundesregierung die aktuell noch negativen Zinsen nutzen, um möglichst langfristige Laufzeiten zu wählen", so Fuest.
Insgesamt lobte er die Milliarden-Hilfen der Bundesregierung. Gleichzeitig warnte der Ifo-Präsident vor zu großen Erwartungen an das Rettungspaket. "Jedem sollte bewusst sein: Das ist ein Paket, das die Nebenwirkungen des Einfrierens unserer Wirtschaft nur abfedert", sagte er. Es verhindere aber nicht das Stoppen der Wirtschaft. "Deshalb kann das Hilfspaket die Rezession auch nicht beseitigen, sondern nur verhindern, dass sie tiefer wird als vermeidbar", so der Ökonom weiter. Mit Blick auf die Gefahr, dass von den Hilfen auch Firmen profitieren, die ohne die Corona-Krise eb enfalls insolvent gegangen wären, sagte er: "Es ist ganz klar, dass jetzt auch Unternehmen Hilfe bekommen, die eigentlich innerhalb der nächsten zwei, drei Jahre geschlossen werden müssten." Das aber müsse man hinnehmen. "In der aktuellen Lage ist es das kleinere Übel im Vergleich dazu, mit sehr komplizierten Anträgen hier noch Unterschiede zu machen", sagte Fuest dem Nachrichtenportal T-Online.
Quelle: dts Nachrichtenagentur