Deutsche Top-Manager quält ihr schlechtes Gewissen
Archivmeldung vom 01.12.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.12.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittGeld verdirbt den Charakter - das glaubt auch die Mehrzahl der deutschen Top-Manager. 57 Prozent der Führungskräfte quält mehrmals jährlich ihr schlechtes Gewissen, weil ihr Handeln mit einstigen Wertvorstellungen unvereinbar ist. 47 Prozent beobachten in ihrem beruflichen Umfeld regelmäßig moralisch verwerfliches Handeln. Und bei 72 Prozent der Leistungsträger haben sich die moralisch-ethischen Maßstäbe im Laufe ihres Berufslebens verschoben.
Das sind Ergebnisse des "Managerpanels", durchgeführt von der
internationalen Personalberatung LAB Lachner Aden Beyer & Company in
Kooperation mit der "Wirtschaftswoche."
"Wegen des wachsenden Drucks, ständig und kurzfristig Erfolge
vermelden zu müssen, glauben Top-Manager zunehmend, ohne Verrat an
den eigenen moralischen Maßstäben nicht überleben zu können", sagt
Klaus Aden, Geschäftsführender Gesellschafter von LAB & Company.
Oder, wie es ein Umfrageteilnehmer zuspitzt: "Als Barsch überlebt es
sich eben schlecht im Haifischbecken."
Am ruhigsten scheinen die Führungskräfte von Großunternehmen im
Familienbesitz schlafen zu können: Sie plagt deutlich seltener als
Spitzenmanager von Konzernen und Mittelständlern ein schlechtes
Gewissen wegen moralisch verwerflichen Handelns.
Gefragt wurden die Teilnehmer auch danach, ab welchem Zeitpunkt im
Berufsleben Gefahr droht, entgegen eigener Moral zu handeln. Für rund
ein Viertel liegt diese bereits mit der ersten Projektverantwortung
vor, für 51 Prozent erst mit der Übernahme von Führungsverantwortung.
Der Widerspruch von Moral und Ethik einerseits und Sachzwängen
andererseits scheint Deutschlands Top-Manager stark zu bewegen.
Insgesamt gingen im Rahmen der Umfrage mehr als 120 Kommentare ein.
Hier einige Auszüge;
"Handeln unter Karrieregesichtspunkten lässt keine Zeit für
moralische Bewertungen. Und für moralisch einwandfreies Handeln
existiert kein Budget."
"Wenn ich heute jemanden als unehrlich empfinde, habe ich keine
Probleme mehr, ihn gezielt zu belügen und zu manipulieren."
"Eine ehrliche Haut zu sein, sichert in der Regel nicht gerade den
Wettbewerbsvorteil."
"Einige Ideale muss man mit besserer Kenntnis des realen
Berufslebens ablegen."
"Das Schlimmste ist der Zwang, an eindeutig unmoralischen
Maßnahmen mitwirken zu müssen."
"Wenn das Engagement überdurchschnittlich ist, entsteht das
Gefühl, an anderer Stelle mehr Privilegien in Anspruch nehmen zu
dürfen."
"Man bekommt den Eindruck, der Einsatz von Firmenressourcen für
Privates gehöre zum Alltag."
"Wenn der moralische Weg stets der einfache wäre, würde jeder
automatisch das richtige tun."
Zum Managerpanel:
Teilnehmer der alle zwei Monate stattfindenden Umfrage von LAB & Company in Kooperation mit der Wirtschaftswoche sind 870 Führungskräfte der deutschen Wirtschaft, die zu zwei Dritteln der ersten oder zweiten Hierarchieebene angehören. Am aktuellen Managerpanel haben sich 305 Führungskräfte mit Antworten beteiligt.
Quelle: LAB Lachner Aden Beyer & Company