DGB und Handwerk beklagen unfairen Wettbewerb durch Soloselbstständige
Archivmeldung vom 20.02.2020
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Freigeschaltet durch André OttDer Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) schlagen Alarm: Immer mehr Handwerker arbeiten nach ihren Angaben in Ein-Mann- oder Kleinstbetrieben, "die wettbewerbsverzerrend agieren". In einer gemeinsamen Erklärung, die der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vorliegt, drängen DGB und ZDH zugleich auf gesetzliche Konsequenzen.
1994 gab es noch 77.000 Soloselbstständige im Handwerk, wie DGB und ZDH unter Berufung auf das Statistische Bundesamt vorrechnen. Im Jahr 2013 stieg die Zahl demnach auf 256.000 und im Jahr 2017 sogar auf 312.000. Begünstigt wird die Zunahme den Angaben zufolge durch die zunehmende digitale Vermittlung handwerklicher Dienstleistungen auf Online-Plattformen.
Gewerkschaften und Handwerksvertreter sehen die Entwicklung mit Sorge. "Missbräuchliche Formen der Soloselbstständigkeit können nicht im Interesse eines lebendigen und zukunftsfähigen Handwerks sein", betont DGB-Vorstand Stefan Körzell. Er fordert: "Der gesetzliche Rahmen für Soloselbstständige muss so abgesteckt werden, dass er einen fairen Wettbewerb garantiert und Menschen nicht lebenslang von staatlichen Transferleistungen abhängig macht."
Karl-Sebastian Schulte, Geschäftsführer des Unternehmerverbandes Deutsches Handwerk (UDH), kritisiert: "Der gegenwärtig festzustellende Trend zur Soloselbstständigkeit wird dann problematisch, wenn er zu spürbaren Wettbewerbsverzerrungen führt, die reguläre Unternehmen mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und Auszubildenden ins Abseits drängen."
Um wettbewerbsverzerrende Preisunterbietungen zu minimieren und Soloselbstständigkeit unattraktiver zu machen, drängen ZDH und DGB unter anderem auf eine verpflichtende soziale Absicherung der Betreffenden. Ausdrücklich unterstützen sie in diesem Zusammenhang die Pläne der Bundesregierung, eine Altersvorsorgepflicht für alle Selbstständigen einzuführen. Dringend geboten sei außerdem, die gesetzliche Unfallversicherung für alle Selbstständigen zur Pflicht zu machen, heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Zudem muss nach Auffassung von DGB und ZDH genauer kontrolliert werden, ob Soloselbstständige der Pflicht nachkommen, eine Krankenversicherung abzuschließen.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)