OSZE: Menschenhandel nimmt stark zu
Archivmeldung vom 09.01.2023
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićNach Angaben der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) ist der Menschenhandel seit Beginn des Ukraine-Kriegs stark angestiegen. "Die weltweite Online-Suche nach sexuellen Dienstleistungen und pornografischen Darstellungen durch ukrainische Frauen und Kinder hat seit Beginn des Krieges um bis zu 600 Prozent zugenommen", sagte OSZE-Generalsekretärin Helga Schmid der "Welt".
Auch der Handel mit schwangeren Frauen sei seit Beginn des Krieges deutlich gestiegen. Die Opfer von Sexualdelikten würden im Netz mit falschen Versprechungen geködert, in privaten Unterkünften in Aufnahmeländern missbraucht oder aber direkt an der Grenze von verdeckt arbeitenden Menschenhändlern abgefangen. "Häufig ist die organisierte Kriminalität im Spiel. Diese skrupellosen Kriminellen treffen dann auf Menschen, die hilfsbedürftig sind, Geld verdienen müssen, die Sprache im neuen Land nicht sprechen und häufig auch vom Krieg traumatisiert sind."
Im Anstieg des Menschenhandels zeigten sich "wirklich tiefe Abgründe", so die deutsche Spitzendiplomatin. Schmid sagte zudem, dass der weltweite Menschenhandel insgesamt stark gewachsen sei: "Er nimmt dramatisch zu. Wir gehen mittlerweile von 25 bis 27 Millionen Opfern pro Jahr aus, und davon landen leider nur 10.000 Fälle jährlich bei den Strafverfolgungsbehörden." Weniger als ein Prozent der Opfer könnten überhaupt nur identifiziert werden.
"Es gibt also bei Menschenhandel weitgehend Straffreiheit für die Täter", sagte die OSZE-Generalsekretärin. Dabei hätten sich die jährlichen Gewinne aus Menschenhandel in den vergangenen 15 Jahren verfünffacht auf 150 Milliarden Dollar im Jahr. "Wäre der Menschenhandel ein Land, so würde es bei der Wirtschaftsleistung weltweit auf Platz 55 liegen."
Neben sexueller Ausbeutung gebe es auch einen immer stärkeren Trend zu Zwangskriminalität, Zwangsbettelei und Scheinehen. Schmid sprach sich gegen die Forderung des ukrainischen Außenministers Kuleba aus, Russland aus der OSZE auszuschließen. "Diplomatische Kanäle offen zu halten heißt nicht, dass man sich einig ist. Ich halte es jedenfalls aus heutiger Sicht für sinnvoll, dass Russland weiterhin Mitglied in der OSZE bleibt." An einem Tisch zu sitzen bedeute ja nicht, "diplomatische Freundlichkeiten" auszutauschen. "Eines Tages werden wir auch wieder Gesprächskanäle brauchen. Und die OSZE ist die einzige Sicherheitsorganisation, in der alle an einem Tisch sitzen, die für die europäische Sicherheitsarchitektur von Bedeutung sind." Anders als der Europarat verfüge die OSZE auch nicht über einen Suspendierungsmechanismus, über den man Russland ausschließen könnte. "Das liegt auch daran, dass wir keine Organisation der Gleichgesinnten sind, wie die EU oder die NATO." Die OSZE sei im Kalten Krieg aus der Konfrontation entstanden und von Ländern gegründet, die sehr unterschiedliche Interessen hatten, aber eine Eskalation verhindern wollten.
Quelle: dts Nachrichtenagentur