Termine platzen, Transportkosten steigen: Staus und Geisterbaustellen legen Transportbranche lahm
Archivmeldung vom 04.12.2019
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Freigeschaltet durch André OttDer Verein "Die Transportbotschafter" hat sich des Themas Baustellen auf deutschen Autobahnen angenommen, um darauf aufmerksam zu machen, unter welchen Problemen die Logistikwirtschaft seit Jahren leidet.
Alleine im November gab es deutschlandweit 517 Autobahnbaustellen - 37 mehr als im Vorjahresmonat, informiert der Verein auf Basis der Erhebungen des Automobilclubs ADAC. Die am stärksten beeinträchtigte Autobahn ist derzeit die A7.
Hinzu kommt, dass 5.000 Brücken auf dem Fernstraßennetz dringend sanierungsbedürftig sind. "Das macht allen Verkehrsteilnehmern zu schaffen, besonders aber der Transportbranche, die täglich Termine und Lieferfristen halten muss", sagt Transportbotschafter Jens Thiermann, Vorsitzender des Vereins. "Transportunternehmen verplempern täglich nicht nur kostbare Zeit und Sprit, auch der Fahrzeugverschleiß steigt", betont Thiermann.
Alleine im Nadelöhr Hamburg stehen täglich etwa 18.000 Fahrzeuge im Stau. "Eine Stunde hin und zurück kostet unsere Unternehmer pro Fahrzeug zusätzlich 200 Euro", sagt Thomas Rackow Geschäftsführer des Unternehmensverbandes Logistik Schleswig-Holstein.
Direkt betroffen sind auch die Berufskraftfahrer. Nicht nur, dass sie täglich dem Risiko ausgesetzt sind, staubedingt ihre Lenkzeit zu überziehen. Wer nicht jeden Stau auf dem Ausdruck seines Fahrtenschreibers akribisch dokumentiert, den bittet der Staat am Ende auch noch zur Kasse und lässt ihn für seine eigenen Versäumnisse zahlen. Für die meisten Fahrer vergeht inzwischen kein Tag mehr ohne Stau.
Der volkswirtschaftliche Schaden beträgt aufs Jahr gerechnet rund 15 Mrd. Euro"
Verkehrsexperte Prof. Michael Schreckenberg von der Universität Duisburg-Essen geht davon aus, dass 20 Prozent der Staus in Deutschland durch Baustellen verursacht werden. "Der dadurch entstehende volkswirtschaftliche Schaden beträgt aufs Jahr gerechnet rund 15 Mrd. Euro", konstatiert er. Ein großes Ärgernis stellen ihm zufolge die sogenannten Geisterbaustellen dar. "Um keine Vertragsstrafen zu kassieren, richten Bauunternehmen häufig Baustellen ein, gearbeitet wird dort aufgrund von Arbeitskräftemangel aber dann wochenlang nicht", stellt er fest. Staus in Geisterbaustellen sind unnötig und vermeidbar.
Zwar investiert der Bund gerade massiv in die Verkehrsinfrastruktur, zahllose Baustellen sind aber die Folge. Transportunternehmen leiden doppelt. Ist die im Baustellenstau verbrachte Zeit zu lang, müssen Fahrer eine Pause oder Tagesruhezeit einlegen - häufig auf einem der total überfüllten Rastplätze. Laut Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) fehlen derzeit deutschlandweit rund 40.000 Lkw-Stellplätze. "Mitunter platzen Termine und die Transportunternehmer bekommen Probleme mit ihren Auftraggebern", stellt Prof. Dr. Engelhardt, Vorstandssprecher des BGL, fest.
Doch einfach auf die Schiene ausweichen, geht seiner Meinung nach auch nicht. Denn das Gleisnetz ist ebenfalls marode und wird derzeit aufwendig saniert. Die Folge sind auch hier zahlreiche Baustellen mit daraus folgenden Kapazitätsverlusten und Pünktlichkeitsproblemen. "Der Lkw wird in Deutschland immer als Stauverursacher Nummer Eins stigmatisiert, dabei sind Transportunternehmer die größten Leidtragenden der aktuellen Baustellenwut in Deutschland", sagt Transportbotschafter Thiermann.
Weitere Infos unter www.transportbotschafter.de
Quelle: Die Transportbotschafter e.V. (ots)