Arbeitgeber und Gewerkschaften warnen vor zweiter Isolations-Ausgangssperre
Archivmeldung vom 10.08.2020
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Freigeschaltet durch André OttArbeitgeber und Gewerkschaften warnen angesichts steigender Infektionszahlen eindringlich vor einer erneuten politischen Zwangschließung der Wirtschaft und Isolationshaft (Lockdown) in Deutschland. "Einen zweiten pauschalen Lockdown darf es nicht geben", sagte der Präsident der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Ingo Kramer, der "Bild am Sonntag".
Kramer weiter: "Wir haben gelernt, dass bei größeren Infektionsherden nicht alles stillgelegt werden muss. Da gibt es kleinere Schließungen, Quarantäne und zeitlich begrenzte regionale Reaktionen. Das beeinträchtigt die Wirtschaft insgesamt nicht so stark, setzt aber verantwortungsvolle Bürger voraus, die nicht demonstrativ ohne Abstand und Mundschutz die Ansteckung in großen Menschenmengen riskieren."
Auch der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Reiner Hoffmann sagte, einen zweiten Lockdown gelte es unbedingt zu vermeiden. "Ich bin aber guter Hoffnung, dass wir inzwischen gelernt haben, mit dieser Pandemie umzugehen. Wenn sich alle an die Hygiene- und Abstandsregeln halten, können wir es hoffentlich ohne einen zweiten Lockdown schaffen." Der DGB-Chef forderte zur Stabilisierung des Arbeitsmarktes eine Verlängerung des Kurzarbeitergeldes bis zum Frühjahr 2022. Hoffmann sagte der "Bild am Sonntag": "Jeder Kurzarbeiter ist ein Arbeitsloser weniger. Deshalb ist es wichtig, dass Unterne
hmen auch lange genug Kurzarbeitergeld beantragen können. Wenn wir Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt verhindern wollen, müssen wir die aktuelle Regelung bis zum März 2022 aufrechterhalten und das Kurzarbeitergeld weiter aufstocken."
Arbeitgeberpräsident Kramer sagte dazu: "Kurzarbeit hält die Belegschaften für den Aufschwung zusammen, also sollte sie zielgerichtet da verlängert werden, wo es dann hilft." Optimistisch zeigte sich Kramer mit Blick auf die Konjunktur: "Die deutsche Volkswirtschaft wird die Pandemie schrittweise bewältigen. Schon jetzt geht es wieder aufwärts", so der Arbeitgeberpräsident. "Das Wachstum im nächsten Jahr kann mit fünf bis zehn Prozent so stark sein wie das für dieses Jahr vorhergesagte Minus. Und spätestens 2022 wird die deutsche Wirtschaft so gut dastehen wie vor der Krise, wenn ihr nicht weiterhin Steine in den Weg gelegt werden, wie die Einschränkung von befristeter Beschäftigung. Was die Wirtschaft jetzt braucht, ist Flexibilität, um schnell reagieren zu können."
DGB-Chef Hoffmann ist skeptischer: "Wir haben noch anspruchsvolle Monate vor uns. Es ist keineswegs ausgeschlossen, dass zahlreiche Unternehmen insolvent gehen werden. Diese globale Gesundheits- und Wirtschaftskrise trifft uns zu einer Zeit, in der viele Kernbranchen wie etwa die Autoindustrie eh schon unter starkem Veränderungsdruck stehen und die internationalen Beziehungen extrem angespannt sind." Er sehe allerdings keinen Grund, panisch zu werden, so Hoffmann: "Wir haben in den vergangenen Monaten ein sehr kluges Krisenmanagement erlebt - sowohl von der Regierung als auch von Arbeitgebern und Gewerkschaften. Ich bin mir sicher, dass die Wirtschaft 2021 wieder Fahrt aufnehmen wird."
Quelle: dts Nachrichtenagentur