Ifo-Institut erwartet Nullwachstum im laufenden Jahr
Archivmeldung vom 05.09.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDas Münchner Ifo-Institut hat seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr gekappt. Es rechnet nun mit Nullwachstum statt wie bislang mit 0,4 Prozent, wie die Wirtschaftsforscher am Donnerstag mitteilten.
Auch für das kommende Jahr senkte das
Institut seine Schätzung, auf 0,9 Prozent statt 1,5 Prozent. 2026 soll
die Wirtschaft nach Prognose des Ifo um 1,5 Prozent wachsen. "Die
deutsche Wirtschaft steckt fest, und sie dümpelt in einer Flaute,
während andere Länder den Aufwind spüren", sagte Ifo-Konjunkturchef Timo
Wollmershäuser.
"Wir haben eine strukturelle Krise", fügte er
hinzu. Es würden zu wenig Investitionen insbesondere in der Industrie
getätigt, und die Produktivität trete seit Jahren auf der Stelle.
"Außerdem haben wir eine konjunkturelle Krise." Die Auftragslage sei
schlecht, und die Kaufkraftgewinne führten nicht zu steigendem Konsum,
sondern zu höherer Ersparnis, weil die Leute verunsichert seien.
Die
Sparquote beträgt laut Institut nunmehr 11,3 Prozent, deutlich mehr als
der Zehnjahresschnitt von 10,1 Prozent vor Corona. Ein Lichtblick
könnte die Inflationsrate sein, die nach Einschätzung der Ökonomen
weiter zurückgehen wird - von durchschnittlich 5,9 Prozent im
vergangenen Jahr auf 2,2 Prozent in diesem. Anschließend werde sie
sinken auf 2,0 Prozent und dann je 1,9 in den beiden kommenden Jahren.
Die
Arbeitslosenquote wird laut Ifo steigen - von 5,7 Prozent im
vergangenen Jahr auf 6,0 Prozent. Im kommenden Jahr werde sie dann
sinken auf 5,8 und schließlich 5,3 Prozent erreichen. Das Defizit im
Staatshaushalt dürfte in diesem Jahr 2,0 Prozent der Wirtschaftsleistung
erreichen und in den kommenden beiden Jahren auf 1,3 bzw. 0,9 Prozent
fallen.
Belastend sind in diesem Jahr das Baugewerbe, dessen
Leistung um 3,1 Prozent schrumpfen dürfte, und die Industrie, die um 2,0
Prozent zurückgeht. "Dekarbonisierung, Digitalisierung, demografischer
Wandel, Corona-Pandemie, Energiepreisschock und eine veränderte Rolle
Chinas in der Weltwirtschaft setzen etablierte Geschäftsmodelle unter
Druck und zwingen Unternehmen, ihre Produktionsstrukturen anzupassen",
sagte Wollmershäuser.
Daher herrscht laut Institut eine
Investitionsflaute vor allem in der Industrie, die in Deutschland einen
deutlich höheren Anteil an der Wirtschaftsleistung habe als anderswo.
"Und die Bevölkerung wird schneller altern, immer weniger Menschen
stehen in Arbeit. Verschiebungen vom Industrie- zum
Dienstleistungssektor erklären größtenteils den Produktivitätsstillstand
der vergangenen Jahre", so der Ifo-Konjunkturchef.
Quelle: dts Nachrichtenagentur