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Kritik an Preiserhöhungen bei Fernwärmeversorger Vattenfall von fast 80 Prozent

Archivmeldung vom 22.03.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.03.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Geldberg, Gewinn, Finanzamt, Steuern (Symbolbild)
Geldberg, Gewinn, Finanzamt, Steuern (Symbolbild)

Bild: Uta Herbert / pixelio.de

In Berlin werden 1,3 Millionen Haushalte für Heizung und Warmwasser mit Fernwärme von Vattenfall beliefert. Das Unternehmen gerät derzeit in die Kritik, weil es langjährigen Kunden nun Preiserhöhungen von fast 80 Prozent aufzwingt. Gegenüber dem rbb sprechen Betroffene von Unangemessenheit und Unverfrorenheit.

"Ich finde, dass Vattenfall versucht, seine Monopolstellung hier auszunutzen", kritisiert ein langjähriger Kunde im Verbrauchermagazin SUPER.MARKT. Sein alter Vertrag wurde gekündigt, der angebotene neue beinhaltet eine 77 prozentige Preissteigerung. Die Leitungen im Wohngebiet gehören Vattenfall, ein Wechsel des Energieversorgers ist somit nicht möglich.

Kritik gibt es zum wiederholten Mal auch an der Tarifgestaltung: Denn im neuen Vertrag steigen nur die Grundkosten. Das heißt: selbst wenn die Heizung ein Jahr lang kalt bliebe, würden rund 83 Prozent der Jahreskosten fällig. Der Energieverbrauch ist eher Nebensache. Anreize, den eigenen Energieverbrauch zu minimieren, sind das nicht, kritisiert eine betroffene Hauseigentümerin gegenüber dem rbb "Mit diesem Tarif lohnt es sich ... überhaupt nicht, meine Verbräuche irgendwie runter zu fahren, die Kinder dazu anzuhalten, energiebewusst zu sein. ... Das finde ich natürlich nicht gut, wir alle wollen ja ... auch was für den Umweltschutz tun."

Vattenfall rechtfertigt sich. Die Preiserhöhung sei für die Hausbesitzer so hoch, weil diese zuvor günstige Sonderkonditionen gehabt hätten. Für die Mehrzahl der 1,3 Millionen Berliner Kunden falle die Erhöhung niedriger aus, aber: Der Anteil der Grundkosten müsse bei allen steigen, denn durch den Klimawandel sinke der Wärmeverbrauch und damit die Einnahmen, argumentiert das Unternehmen gegenüber dem Verbrauchermagazin. "Die fixen Investitionen ... können wir nur realisieren, wenn wir - trotz steigender Jahresmitteltemperaturen - entsprechende Einnahmen generieren können."

Das vom Senat beschlossene Berliner Energiewendegesetz (EWG, muss noch vom Abgeordnetenhaus verabschiedet werden), soll Abhilfe schaffen. Demnach soll es alternativen Anbietern erleichtert werden, Wärme aus erneuerbaren Energien oder Abwärme in die Netze einzuspeisen. Mehr Wettbewerb "... sollte sich für die Verbraucher positiv auf die Preise auswirken.", so eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz gegenüber dem rbb.

Verbraucher können viel Geld sparen, wenn sie die sogenannte Anschlussleistung in ihren Verträgen niedriger ansetzen. Hier handelt es sich um eine begrenzte Energiemenge, die ununterbrochen zur Verfügung stehen muss, meistens jedoch nie im vollen Umfang gebraucht wird. Man kann mit einer verringerten Anschlussleistung 30 - 50 Prozent der Kosten sparen, ohne zu frieren oder nur Kaltwasser zu bekommen. Energieberater Peter Hennig kritisiert im rbb, dass der Gesamtbedarf vom Anbieter meistens als zu hoch eingeschätzt wird: " Man kann sich das so vorstellen, dass die Heizanlage so ausgelegt ist, dass man ständig duschen kann. Die Realität ist aber, dass man vielleicht nur alle zwei Tage duscht und das hier vielleicht zwei Personen leben und nicht sechs." Der Experte hat oft Kontakt mit Vattenfall und weiß aus eigener Erfahrung, dass die Anschlussleistung im Kundengespräch meistens nicht thematisiert wird. "Natürlich haben sie dann Umsatzeinbußen. Die müssen einfach ihr Geschäftsmodell ändern, dass sie nicht daran verdienen, dass die Leute immer zu viel bezahlen.", so der Energieberater weiter.

Der Konzern hingegen bestreitet , den Verbrauchern absichtlich eine Sparmöglichkeit vorzuenthalten. "Jedes Gebäude hat einen ganz individuellen Wärmebedarf, für dessen Ermittlung es zertifizierte Experten gibt - uns fehlt dafür schlicht die Kompetenz."

Alle Details und weitere Informationen am Montag, 22.03.2021 um 21.15 Uhr im rbb, Verbrauchermagazin SUPER.MARKT bzw. unter rbb-online.de/supermarkt.

Quelle: rbb - Rundfunk Berlin-Brandenburg (ots)

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