Walmart greift Amazon an US-Einzelhandelskonzern investiert über drei Milliarden Dollar in Onlinehandel
Archivmeldung vom 10.08.2016
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Freigeschaltet durch André OttAmerikas führender Einzelhandelskonzern Walmart will sich einen Platz im Online-Handel erobern. Dazu holt sich der Gigant mit weltweit 2,3 Millionen Beschäftigten einen Fachmann für E-Commerce an Bord: Marc Lore. Und er kauft dessen Startup-Unternehmen gleich mit. 3,3 Milliarden Dollar (2,98 Milliarden Euro) bietet Walmart für die erst vor zwei Jahren gegründete Firma Jet.com.
Das ist die bisher größte Übernahmesumme, die Walmart in den USA bezahlt hat. »Wir suchen nach Wegen, um die Preise zu senken, unser Sortiment zu verbreitern und den einfachsten, bequemsten Weg zu einem Kauferlebnis anzubieten, denn das ist es, was unsere Kunden wollen«, sagte Walmart-Präsident und CEO Doug McMillon bei der Bekanntgabe des Übernahmevertrags.
Den Konkurrenten Amazon nannte McMillon zwar nicht ausdrücklich. Aber es liegt auf der Hand, dass die Übernahme auf den Online-Händler abzielt, der in den vergangenen Jahren auf Kosten der Marktanteile von Walmart und anderen Verkaufsketten überdurchschnittlich gewachsen ist.
»Walmart hat da ganz deutlich einen Grenzpfosten eingerammt, auf dem steht: Wir werden im E-Commerce gewinnen«, sagte Joseph Feldman, Analyst bei Telsey Advisory Group. »Amazon sollte angesichts dessen, was Walmart tut, besorgt sein.« Aber Feldman verwies auch darauf, dass Walmart aus Bentonville in Arkansas weitere Veränderungen vornehmen müsse, wenn es gegen den Online-Riesen aus Seattle antreten wolle.
Diese Veränderungen seien aber jetzt möglich, auch weil der bisherige Online-Chef von Walmart, Neil Ashe, den Konzern verlassen hat und durch den 46-jährigen Jet-Gründer Lore ersetzt wird. Der Kauf von Jet zeigt, dass die 54 Jahre alte Supermarktkette Walmart von der Entwicklung im Online-Handel überrascht worden ist. Allein im zurückliegenden Quartal haben die Online-Verkäufe in den USA um 15 Prozent zugenommen.
Dabei sind die Verkäufe von Amazon um ein Drittel gewachsen, die von Walmart nur um sieben Prozent. Walmart hatte zwar schon in eine E-Commerce Firma im Silicon Valley investiert, nur hat das offenbar wenig gebracht. Thomson Reuters Analyst Jharonne Martis urteilt, Walmart müsse wohl gemerkt haben, dass seine Strategie nicht funktioniere.
»Einen Experten zu holen, könnte das verändern«, schrieb Martis. Walmarts Online-Verkäufe lagen 2015 bei 14 Milliarden Dollar (12,64 Milliarden Euro). Das waren nur drei Prozent seiner Gesamteinnahmen. Die von Amazon beliefen sich im Onlinegeschäft auf 107 Milliarden Dollar. McMillon hofft, dass sich Walmarts Zahlen zusammen mit Jet in diesem Sektor verbessern werden. Die vor zwei Jahren in New Jersey gegründete Webseite legte zuletzt um 400 000 Kunden monatlich zu. Sie sei auf dem Weg zur ersten Umsatz-Milliarde in diesem Jahr, sagte McMillon. Gewinn wirft Jet.com allerdings bisher offenbar nicht ab.
Jet stellt Händlern eine Plattform zur Verfügung, um ihre Waren zu verkaufen. Es hat keine eigene Lagerhaltung. Mit Walmart komme jetzt die Erfahrung, das Einkaufspotenzial, die Technologie und das Verteilungssystem hinzu, sagte Jet-Chef Lore in einer Presseerklärung.
Quelle: neues deutschland (ots)