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Weidmann: Geld ist durch keinerlei Sachwerte gedeckt

Archivmeldung vom 19.09.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.09.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Dr. Jens Weidmann Bild: Deutsche Bundesbank
Dr. Jens Weidmann Bild: Deutsche Bundesbank

Der Präsident der Bundesbank, Jens Weidmann, hat erklärt, dass heutiges Geld durch keinerlei Sachwerte gedeckt sei. "Heutiges Geld ist durch keinerlei Sachwerte mehr gedeckt", erklärte der Bundesbank-Präsident in seiner Begrüßungsrede anlässlich des 18. Kolloquiums des Instituts für bankhistorische Forschung in Frankfurt am Main am Dienstag.

Banknoten seien bedrucktes Papier, Münzen geprägtes Metall, so Weidmann weiter. "Dass Banknoten und Münzen im täglichen Leben als Zahlungsmittel akzeptiert werden, hat zwar auch damit zu tun, dass sie alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel sind. Letztlich fußt die Annahme von Papiergeld jedoch primär auf dem Vertrauen der Bevölkerung", erläuterte der Bundesbank-Präsident.

FDP-Politiker Schäffler fordert Debatte über künftige Geldordnung

Der Finanzexperte der FDP-Bundestagsfraktion, Frank Schäffler, unterstützt die Forderung von Bundesbank-Präsident Jens Weidmann nach einer öffentlichen Debatte um den richtigen geldpolitischen Kurs in der Euro-Schuldenkrise. "Seit Jahren kritisiere ich die ungedeckte Papiergeldschöpfung aus dem Nichts", sagte Schäffler "Handelsblatt-Online". Nun habe der Bundesbankpräsident höchstpersönlich die Gefahren des ungedeckten Geldes in seiner Rede öffentlich benannt. "Die Frage nach unserer zukünftigen Geldordnung ist daher ab heute offiziell gestellt", sagte das FDP-Bundesvorstandsmitglied. "Wir müssen jetzt das Heft des Handelns in die Hand nehmen, statt uns von der Krise des Geldes überrollen zu lassen."

Weidmann hatte in einer Begrüßungsrede anlässlich des 18. Kolloquiums des Instituts für bankhistorische Forschung in Frankfurt gewarnt, Zentralbanken, die unbegrenzte Geldschöpfung versprechen, riskierten, die Inflation anzuschieben und setzten ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel. Er erinnerte zugleich an die Verantwortung der Zentralbanken zur Erhaltung des Geldwertes. Weidmann, der auch im EZB-Rat sitzt, lehnt den Plan der Europäischen Zentralbank ab, Staatsanleihen in unbegrenztem Volumen zu kaufen.

Auch der Wormser Wirtschaftsforscher Max Otte sieht die derzeitigen Geldpolitiken der Zentralbanken kritisch. Zwar dürften aus seiner Sicht das neuerliche Anleihen-Ankaufprogramm der amerikanischen Notenbank (Quantitative Easing) sowie die Ankündigung von unbegrenzten Ankäufen von Staatsanleihen durch die EZB tatsächlich nicht unmittelbar inflationswirksam sein, da in der aktuellen Situation die deflationären Gefahren überwiegen würden. "Klar ist aber, dass es sich um eine massive staatsinterventionistische Maßnahme zur Subventionierung von Investmentbanken, Staaten und Gläubigern handelt, die negative Verteilungswirkungen für Kapitalsammelstellen wie Versicherer und kreditgewährende Banken sowie Sparer hat", sagte Otte "Handelsblatt-Online". Massiver Staatsinterventionismus funktioniere nur bis zu einem bestimmten Punkt, gab Otte zu bedenken. Die Notenbankinterventionen könnten Kreditzinsen für Banken sowie Zinsen in bestimmten Sektoren wie dem Immobiliensektor niedrig halten. "Sie können aber nicht dauerhaft das Niveau für Kreditzinsen manipulieren", unterstrich der Ökonom. Wenn zunehmend steigende Zinsen und Inflation erwartet würden, könnten die Kreditzinsen, welche Banken ihren Kunden berechnen, "massiv" drehen, warnte er. "Dann würden sich die jetzt noch positiven Impulse der Geldpolitik ins Gegenteil verkehren."

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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