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Claus Fussek: Selbst die katholische Kirche ist weiter als die Pflegebranche

Archivmeldung vom 17.02.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.02.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de

Pflegekritiker Claus Fussek nimmt auch kurz nach Eintritt in den Ruhestand kein Blatt vor den Mund: "In Sachen Missstände in Pflegeheimen hat sich leider vielerorts nicht viel geändert", sagte der 69-Jährige in einem Interview der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Bis heute herrsche insbesondere bei den Pflegekräften eine Allianz der Angst und des Schweigens.

"Sie haben angeblich Angst um den Arbeitsplatz, Angst vor Mobbing, wenn sie Missstände öffentlich anprangern", sagte Fussek weiter. "Hinzu kommen die alten Menschen in den Pflegeheimen, die sich aus Angst vor Nachteilen nicht beschweren. Das ist paradox und der Gau in der Pflege. Da ist ja aktuell selbst die katholische Kirche weiter als die Pflegebranche." Die katholische Kirche positioniere sich zum ersten Mal deutlich - und erkläre die Missbrauchsfälle und Missstände unter dem Dach ihrer Organisation zu Straftatbeständen. "In der Pflege werden Misshandlungen und Körperverletzungen häufig als Pflegemängel verharmlost."

Fussek, der seit der Aufdeckung des "Münchner Pflegeskandals" 1997 ein gefragter TV-Experte und Vortragsredner ist, fordert alle Beteiligten auf, einen Perspektivwechsel zu erreichen. "Würde es uns endlich gelingen, die Pflege aus der Perspektive alter, pflegebedürftiger, wehrlos ausgelieferter Menschen zu sehen, dann würden wir eine würdevolle Pflege erreichen. Und wenn die Pflegekräfte endlich auch untereinander und vor allem mit allen anderen Gesundheitsberufen solidarisch wären, dann würden sie die mächtigste Berufsgruppe in Deutschland bilden. Sie machen es aber nicht. Leider haben wir es nach wie vor mit einem System zu tun, an dem zu viele sehr gut verdienen. Teilweise ein perverses System, in dem man mit schlechter Pflege legitim Milliarden verdienen darf. Es darf doch nicht sein, dass man mit Gesundheit, Krankheit und Pflege Renditen erzielt."

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)


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