Sechs Verbände machen gegen Riesen-Lkw mobil
Archivmeldung vom 21.08.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittGemeinsam gegen die rollende Gefahr auf der Straße. Mit der Kampagne "Keine Monstertrucks!" will ein breites Bündnis aus Umwelt- und Verkehrsverbänden die Zulassung so genannter Gigaliner auf Deutschlands Straßen verhindern.
Am Dienstag stellten der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), der Naturschutzbund Deutschland (NABU), der Verkehrsclub Deutschland (VCD) die Eisenbahngewerkschaft TRANSNET, die Verkehrsgewerkschaft (GDBA) sowie die Allianz pro Schiene ihre Initiative vor.
Mit einer
Aktionsplattform im Internet (www.gueter-auf-die-schiene.de) klären
die sechs Verbände über die negativen Folgen einer Zulassung von
Riesen-Lkw in Deutschland und Europa auf und koordinieren Aktionen,
mit denen sich jeder Einzelne gegen eine Zulassung von Monstertrucks
wehren kann.
"Mit unserer Kampagne wollen wir die Irreführung der
Öffentlichkeit durch die Lkw-Lobby beenden, die konsequent die
Gefahren der für unsere Straßen völlig überdimensionierten Fahrzeuge
verschleiert", sagt Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro
Schiene. Im Herbst wollen die Länderverkehrsminister über eine
bundesweite Zulassung von Riesen-Lkw abstimmen. Deutschlands Umgang
mit den Monstertrucks wird auch in der EU genau beobachtet. Dort
steht für das kommende Jahr eine entsprechende Entscheidung an. "Wir
wollen über die Gefahren aufklären und die bislang vor allem in
Fachkreisen geführte Diskussion in die Öffentlichkeit tragen. Denn
mit den Monstertrucks kommen Mensch und Umwelt verkehrspolitisch
unter die Räder", so Flege.
Gern führen die Befürworter der so genannten Gigaliner den
vermeintlichen Umweltvorteil der bis zu 25,25 Meter langen und bis zu
60 Tonnen schweren Fahrzeuge an. Für NABU-Bundesgeschäftsführer Leif
Miller ist das nur ein Scheinargument: "Statt Umweltvorteile bringen
Riesen-Lkw riesige Umwelt-Probleme. Monstertrucks führen zu einer
Verkehrsverlagerung von der umweltfreundlichen Schiene auf die
preiswertere Straße. Mehr Lkw sind die Folge. Das führt zu mehr CO2,
mehr Luftschadstoffen und mehr Lärm und ist unvereinbar mit den
Klimaschutzzielen der Bundesregierung."
"Der Straßentransport ist pro Tonnenkilometer dreimal
energieaufwändiger als der Schienenverkehr", so
BUND-Bundesgeschäftsführer Gerhard Timm. "Durch größere Lkw wird es
außerdem nicht weniger Fahrten geben. Die Monster-Lkw können wegen
ihrer Ausmaße viele Ziele nicht direkt erreichen, so dass zusätzliche
Zubringerfahrten von und zu Verteilzentren erforderlich sind. Ohne
die massive Verlagerung auf die Schiene ist Klimaschutz nicht
machbar."
Michael Gehrmann, Bundesvorsitzender des VCD, betont das
Sicherheitsrisiko, das eine Zulassung von Monstertrucks mit sich
bringt: "Bereits heute ist die Gefahr, bei einem
Straßenverkehrsunfall tödlich zu verunglücken, doppelt so hoch, wenn
ein Lkw beteiligt ist. Riesen-Lkw mit höherer Masse und Länge haben
längere Bremswege, steigern die Unübersichtlichkeit auf den Straßen
und führen zu längeren Überholvorgängen. Dadurch wird das bereits
bestehende Unfallrisiko nochmals deutlich erhöht."
Diese Sicherheitsrisiken lassen sich auch nicht durch umfangreiche
Investitionen in die Straßeninfrastruktur vollends ausräumen. Bis zu
acht Milliarden Euro wären laut Bundesverkehrsministerium allein für
Umbaumaßnahmen an Brücken nötig, damit sie den Belastungen durch
Monstertrucks standhalten können. "Das sind Kosten, die auf die
Allgemeinheit abgewälzt werden", sagt GDBA-Bundesvorsitzender
Klaus-Dieter Hommel. Derartige Investitionen in die Straße würden die
Schiene im Wettbewerb um die knappen staatlichen Infrastrukturmittel
zusätzlich benachteiligen. Hommel befürchtet auch andere Anreize zur
Verkehrsverlagerung: "Da die Mautsätze in Deutschland nicht nach
Fahrzeuggewicht oder Fahrzeuglänge differenziert sind, erspart der
Einsatz von Riesen-Lkw den Speditionen Mautkosten."
Eine drohende Verkehrsverlagerung empört auch Norbert Hansen, Vorstandsvorsitzender der TRANSNET: " Mit Riesen-Lkw würde der Staat den Gütertransport auf der Straße künstlich billiger machen. Das ist ein Generalangriff auf den umweltfreundlichen Schienengüterverkehr, der in den vergangenen Jahren enormen Zuwachs verzeichnen konnte. Wenn die Bundesregierung die Monstertrucks zulässt, verabschiedet sie sich von ihrem Ziel, mehr Verkehr auf die umweltfreundliche Schiene zu bringen."
Quelle: Pressemitteilung Allianz pro Schiene