ING-Chef kritisiert Datenmacht der Tech-Konzerne
Archivmeldung vom 19.10.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Chef der niederländischen Großbank ING, Steven van Rijswijk, fordert strengere Regeln für große Tech-Konzerne bei der Nutzung von Kundendaten. Die sogenannten Big Techs bereiteten ihm mehr Sorgen als neue digitale Herausforderer aus dem Fintech-Bereich, sagte van Rijswijk im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin CAPlTAL (Ausgabe 11/2021, EVT 21. Oktober).
"Die Tech-Konzerne können die Daten unserer Kunden ganz anders nutzen als wir selbst", so der CEO der ING Group. "Hier brauchen wir unbedingt gleiche Regeln zwischen dem Finanzsystem und den Tech-Konzernen. Es kann doch nicht sein, dass die Tech-Konzerne alle Profite einstreichen und die Gesellschaft die Kosten zu tragen hat."
Van Rijswijk äußert sich im Interview auch zur Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Diese sei mit sehr niedrigen Zinsen und Anleihekäufen "durchaus erfolgreich" gewesen. Nun stelle sich aber die Frage, ob es an der Zeit sei, aus diesen Maßnahmen auszusteigen. "Die Maßnahmen waren teils sehr hilfreich, aber es besteht kein Bedarf für weitere Liquidität", so van Rijswijk. "Vieles von dem Geld endet heute nicht bei Unternehmen, für die die Maßnahmen ja einst gedacht waren, sondern bei Regierungen." Allerdings besteht seiner Einschätzung nach wegen der zuletzt gestiegenen Inflationsraten noch kein Bedarf für eine Leitzinserhöhung. "Ich finde es noch ein bisschen früh, die Rückkehr der Inflation auszurufen."
In Deutschland, wo die niederländische Bank lange Zeit unter der Marke ING DiBa firmierte, will van Rijswijk weiter wachsen. "Wir wollen unser Privatkundengeschäft ausbauen, mehr digitale Services bieten und so unsere Einkommensströme verbreitern - etwa, indem wir mehr Produkte für die private Geldanlage anbieten und mehr Versicherungen ins Portfolio aufnehmen." Außerdem kündigte van Rijswijk Investitionen im Bereich der Unternehmenskunden an. "Deutschlands Mittelstand ist für uns sehr attraktiv, deshalb verstärken wir unsere Präsenz, um deutsche Unternehmen bei ihren Geschäften außerhalb Deutschlands und ausländische Unternehmen bei ihren Geschäften in Deutschland zu unterstützen. Deutschland ist so wichtig für uns, dass wir eine Universalbank aufbauen wollen."
Quelle: Capital, G+J Wirtschaftsmedien (ots)