Internetpionier Lanier warnt vor Übermacht großer Computerkonzerne
Archivmeldung vom 30.06.2014
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.06.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Manuel SchmidtJaron Lanier, Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels, hat vor einer Übermacht der großen Computerkonzerne gewarnt: "Wir erschaffen gerade eine feudale Gesellschaft, in der die Schlösser die größten Computer sind. Jeder, der so einen besitzt, kann das Verhalten von allen anderen lenken", sagte der Internetpionier im Interview mit dem "Handelsblatt" (Dienstagsausgabe).
Lanier warnt deshalb davor, die Privatsphäre im Netz aufzugeben. "Wer sagt, dass die Privatsphäre im Internet altmodisch ist, der unterstützt kein neues System der totalen Offenheit und der vollkommenen Freiheit. Der unterstützt vielmehr Unternehmen wie Google und Facebook, die äußerst geheimnisvoll sind", sagte Lanier, der für sein Buch "Wem gehört die Zukunft" den Friedenspreis 2014 erhalten hat.
Es gebe keinen Edward Snowden, der uns sage, was die Unternehmen so treiben. "Wir wissen nicht, was sie in ihren Computern gespeichert haben", sagte Lanier weiter. "Sie sind die verschwiegensten Organisationen auf der Welt. Wir wissen mehr über die kommunistische Partei in China, die NSA und jede andere Organisation der Welt, als wir über diese Unternehmen wissen", so der Internetpionier. "Diese Unternehmen wollen mehr über dich wissen als irgendein Anderer sogar mehr als du selbst. Und sie haben damit ein Geschäftsmodell kreiert, das uns manipuliert und die Macht bei ihnen konzentriert."
"Künstliche Intelligenz hat sich dahin gewandelt, Geld zu konzentrieren und das Leben von Menschen zu zerstören", sagte Lanier. Eines Tages werde alles automatisiert sein, die Basis für Beschäftigung werde unterminiert. Und "dann entfernt man den weit gestreuten Reichtum, der Bürgern eine Art von Macht gibt."
Quelle: dts Nachrichtenagentur