Entwicklungspolitische Organisation wirft Sportartikelhersteller Verantwortungslosigkeit vor
Archivmeldung vom 05.11.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Kritik entwicklungspolitischer Organisationen an der Sportmarke adidas reißt nicht ab. Nachdem sich das Unternehmen in der Vergangenheit bereits wiederholt Vorwürfe wegen Hungerlöhnen in seinen weltweiten Fertigungsstätten eingehandelt hat, ist jetzt das Engagement von adidas in Honduras ins Visier der KritikerInnen geraten.
Der Christlichen Initiative Romero (CIR) liegen aktuell Informationen vor, dass der honduranische adidas-Zulieferer HanSoll unter menschenunwürdigen Bedingungen produzieren lässt. "Das Unabhängige Monitoring-Team Honduras (EMIH) hat ermittelt, dass in der Textilfabrik des Unternehmens ArbeiterInnen schlecht behandelt und beleidigt werden. Ein vermeintlicher Facharzt verschreibt für jedes medizinische Problem dasselbe Medikament. ArbeiterInnen dürfen ihren Platz auch in dringenden persönlichen Fällen nicht verlassen. Beim Betreten und Verlassen der Fabrik werden sie auf entwürdigende Weise abgetastet", zählt Kirsten Clodius, Referentin der Christlichen Initiative Romero, die ermittelten Missstände auf. Mitarbeiter von EMIH, einer Partnerorganisation der CIR, befinden sich derzeit auf Einladung der Initiative auf einer Rundreise durch Deutschland, um über Arbeitsbedingungen in Honduras und die aktuelle politische Situation in dem Land zu berichten.
Besonders brisant stellt sich laut der in Münster ansässigen entwicklungspolitischen Organisation der Fall des honduranischen adidas-Zulieferers Hugger de Honduras dar: Hier bestimmten bis zum Jahreswechsel 2008/09 ein übermäßiger Leistungs- und Produktionsdruck sowie exzessive Überstunden das Bild. Dann schloss Hugger unvermittelt die Fabrik. Ausstehende Zahlungen für die solcherart geprellten ArbeiterInnen gab es bislang nicht. Von 1200 auf diese Weise "freigesetzten" TextilarbeiterInnen haben 1025 ihren Fall inzwischen Anwälten übergeben.
Auch bei adidas-Zulieferern in Honduras mussten laut Christlicher Initiative Romero erneut Hungerlöhne festgestellt werden: "In der honduranischen Textilproduktion werden Löhne gezahlt, die deutlich unter dem liegen, was für ein menschenwürdiges Dasein benötigt wird", so CIR-Referentin Kirsten Clodius.
"adidas sonnt sich in Selbstzufriedenheit. Dabei wäre es vielmehr an der Zeit, dass der Konzern endlich seine Verantwortung für die ArbeiterInnen in seinen weltweiten Zulieferbetrieben wahrnimmt", fordert Clodius das im fränkischen Herzogenaurach ansässige Unternehmen auf, auf die Zustände in seinen Fertigungsstätten nicht mehr länger mit Regungslosigkeit zu reagieren. "Bislang hat sich adidas leider nur durch verantwortungsloses Wegschauen ausgezeichnet."
Quelle: Christliche Initiative Romero