Vor dem Gesetz sind wir alle gleich - aber nicht vor der Hausbank!
Archivmeldung vom 12.12.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittVor dem Gesetz sind wir alle gleich - so haben es die Väter des Grundgesetzes festgelegt. Doch selbst wenn wir vor dem Gesetz gleich sind, in manchen Bereichen ist es nicht weit her mit der Gleichheit. Was das im Alltag bedeuten kann, das haben Frontal 21-Reporter aufgedeckt.
Sie zeigen heute Abend um 21 Uhr im ZDF, wie wenig die
Banken vom Gleichstellungsgesetz halten.
Moderator Theo Koll: Also, vor dem Gesetz gleich, aber nicht vor Ihrer Bank. Mit dem
Jahreswechsel gibt es neue Kredit-Vergaberegeln für die Banken, die
eigentlich die Kredite für Firmen betreffen. Aber unter diesem
Deckmantel scheint es, dass Banken immer stärker ihre Kredite auch
vergeben nach der Zahlungsstärke und der sozialen Position ihrer
Kunden. Das heißt: je ärmer Sie sind, desto höher werden
wahrscheinlich Ihre Zinsen sein.
Wer so etwas zum ersten Mal hört, dann denkt doch unweigerlich,
das kann nicht sein. Wenn ich ein Auto finanzieren will, dann kommt
es doch nur auf den Gehaltszettel an und der Rest läuft nach Schema
F. Mitnichten hat Frontal 21 festgestellt. So nämlich läuft eine
Kreditbearbeitung bei einer X-beliebigen Bank ab.
Theo Koll:
Dass die Banken mit ihrer Computersoftware erfassen, wo Sie wohnen,
wie Ihre Nachbarschaft ist, wie häufig zahlen Ihre Nachbarn ihre
Kredite nicht zurück, und ähnliche Dinge: Wie häufig haben Sie
Kredite angefragt. Und all das gibt dann ein Punktesystem, und daraus
leiten die Banken dann ab, wie kreditwürdig Sie sind.
Sie brauchen sich also nicht zu wundern, wenn Ihr Freund für seinen Hauskredit mit Traumzinsen prahlt und Sie gerade mal mit Müh und Not überhaupt Geld für den Kauf Ihrer Eigentumswohnung bekommen haben, allerdings mit bedeutend schlechterem Zinssatz. Vielleicht wohnen Sie ganz einfach in der falschen Straße oder im falschen Haus. Und dann brauchen Sie sich nicht wundern, wenn Sie beim Anruf im Call_Center, bei einer Frage oder Beschwerde, stundenlang in der Leitung hängen. Denn auch dort wird nach ähnlichem Schema vorgegangen.
Theo Koll: Die haben auch eine Software, die anhand Ihrer Telefonnummer schon erfassen kann, genau wo Sie wohnen, in welcher Gegend - rufen Sie aus einer Villengegend an oder aus einer armen Gegend. Und dann kann es durchaus sein, dass Sie in der Warteschleife des Call-Centers nach vorne oder nach hinten rutschen.
Quelle: Pressemitteilung ZDF