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LGBTQ-Community stellt deutschen Arbeitgebern überwiegend positives Zeugnis aus

Archivmeldung vom 10.07.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.07.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: "obs/LinkedIn Corporation"
Bild: "obs/LinkedIn Corporation"

Gerade einmal 25 Jahre ist es her, dass der Paragraph 175 aus dem Strafgesetzbuch ersatzlos gestrichen und Homosexualität in Deutschland endlich legalisiert wurde. Seitdem hat sich die Situation für Menschen aus der LGBTQ-Community stark verbessert - auch am Arbeitsplatz, wie eine aktuelle Umfrage* von LinkedIn zeigt.

Die 1.032 befragten deutschen Arbeitnehmenden, die sich als Angehörige der LGBTQ-Community identifizieren, äußern sich überwiegend positiv über ihren aktuellen Arbeitgeber. 85 Prozent sind überzeugt, dass es dem Unternehmen "wichtig", "sehr wichtig" oder "äußerst wichtig" ist, ein inklusives und diverses Arbeitsumfeld zu bieten, in dem sich alle Mitarbeitende wohlfühlen und sie selbst sein können. Dennoch sind immer noch viele Befragte von Diskriminierung betroffen. Viele Unternehmen haben zwar gute Absichten, ergreifen aber aktuell noch zu selten konkrete Maßnahmen. Lediglich 27 Prozent der Befragten geben an, dass ihr Arbeitgeber Antidiskriminierungsrichtlinien im Verhaltenskodex festgeschrieben hat, nur 25 Prozent berichten von der Integration eines dritten Geschlechtseintrags in Stellenanzeigen.

Diskriminierung weiterhin ein Problem

23 Prozent der Befragten haben am Arbeitsplatz bereits Erfahrungen mit Benachteiligung aufgrund von Sexualität oder Identität gemacht, Zwölf Prozent sogar an ihrem derzeitigen Arbeitsplatz. Dazu gehört etwa, dass sie Zielscheibe von Witzen oder sexualisierten Kommentaren wurden (46 Prozent der von Diskriminierung Betroffenen), eine Veränderung des Teamzusammenhalts bis hin zu Ausgrenzung (28 Prozent), aber auch psychische Gewalt / Mobbing (28 Prozent) und verbale Gewalt / Beleidigungen (24 Prozent). Zwölf Prozent aller Befragten geben an, aufgrund von Diskriminierung oder Benachteiligungen schon einmal den Arbeitsplatz gewechselt zu haben, weitere vier Prozent sogar mehrfach.

Zwei Drittel sind am Arbeitsplatz geoutet

Knapp zwei Drittel (65 Prozent) gehen am Arbeitsplatz mit ihrer Sexualität oder Identität offen um. 32 Prozent geben an, eher nicht oder überhaupt nicht offen mit ihr umzugehen. Von denen, die sich am Arbeitsplatz geoutet haben, geben 91 Prozent an, die Entscheidung nicht zu bereuen. Mitglieder der LGBTQ-Community, die mit ihrer Sexualität oder Identität hingegen nicht offen umgehen, wurden nach den Gründen gefragt. 53 Prozent von ihnen sagen, dass sie Arbeit und Privatleben strikt trennen und ihre Orientierung deshalb niemanden etwas angehe. 42 Prozent geben an, dass es schlicht bislang noch keinen Anlass gegeben habe, darüber zu sprechen. 38 Prozent fürchten, auf ihre Sexualität oder Identität reduziert zu werden. 27 Prozent haben außerdem Angst, von ihrem Team nach einem Coming-out anders behandelt zu werden. 24 Prozent haben sich auch im privaten Kontext noch nicht geoutet und zehn Prozent geben an, sich ihrer Sexualität oder Identität selbst nicht sicher zu sein. Bei lediglich sechs Prozent resultiert die Entscheidung, sich nicht zu outen, auf negativen Erfahrungen an einem vorherigen Arbeitsplatz.

"Ob das Familienfoto auf dem Schreibtisch, der Small Talk über die Urlaubspläne mit der Partnerin oder die Einladung für den Partner zur Betriebsfeier - Heterosexuelle sprechen am Arbeitsplatz so selbstverständlich wie unbewusst über ihre sexuelle Identität. Obgleich immer mehr Lesben, Schwule und Bisexuelle diese Offenheit für sich ebenfalls in Anspruch nehmen, müssen sie leider weiterhin mit negativen Reaktionen rechnen. Transgeschlechtliche Menschen können oftmals noch weniger zu ihrer Geschlechtsidentität stehen und erleben nach einem Coming-out noch häufiger zum Beispiel Kündigungen, Versetzungen oder verweigerte Einstellungen," so Axel Hochrein, Mitglied im Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD). "Betriebe und Unternehmen sollten sich mit entsprechenden Diversity-Strategien und Antidiskriminierungsrichtlinien für einen offenen, angst- und diskriminierungsfreien Arbeitsplatz einsetzen. Das kommt allen Mitarbeitenden zu Gute."

Handlungsbedarf für Unternehmen

Mitglieder der LGBTQ-Community suchen gezielt nach Unternehmen, die ein inklusives und diverses Arbeitsumfeld bieten. Für 56 Prozent der Befragten hat dieser Aspekt entscheidende Priorität bei der Jobsuche. Dass sich ein potenzieller Arbeitgeber auch darüberhinausgehend für die Interessen der LGBTQ-Community einsetzt, finden immerhin 25 Prozent entscheidend. 31 Prozent achten bei der Jobsuche auf solches Engagement, machen ihre Entscheidung aber nicht davon abhängig.

"Was die Gleichberechtigung von Mitgliedern aus der LGBTQ-Community angeht, haben wir in den vergangenen Jahrzehnten immense Fortschritte gemacht - man denke an das Adoptionsrecht oder die Ehe für alle. Auch das Arbeitsumfeld ist inklusiver und diverser geworden, wie unsere Umfrage bestätigt", sagt Barbara Wittmann, Senior Director Talent Solutions und Mitglied der Geschäftsführung bei LinkedIn DACH. "Wir sollten dennoch nicht vergessen, dass ein Fünftel der Befragten aus der LGBTQ-Community nach wie vor von Diskriminierung am Arbeitsplatz berichtet. Als Arbeitgeber, Vorgesetzte und Kollegen können wir dazu beitragen, die Situation weiter zu verbessern. Weil die LGBTQ-Community bei der Jobsuche gezielt auf ein offenes Umfeld achten, besteht in Zeiten des Fachkräftemangels insbesondere für Unternehmen nicht nur ein moralischer, sondern auch ein ökonomischer Imperativ, sich für Inklusion und Diversität einzusetzen."

* Methodik

LinkedIn hat das unabhängige Marktforschungsinstitut YouGov mit der Durchführung der zitierten Umfrage beauftragt. Die Antworten wurden in einer Online-Befragung ermittelt, an der 1.032 deutsche Arbeitnehmer teilnahmen, die sich als schwul, lesbisch, bisexuell, pansexuall/omnisexuell, transgender, intersexuell oder nicht-binär/genderqueer/genderfluid identifizieren. Die Befragung lief vom 6. bis zum 14. Juni 2019.

Quelle: LinkedIn Corporation (ots)

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