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Stopp russischer Gaslieferungen kostet 12,7 Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung

Archivmeldung vom 28.06.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.06.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Kugelgasbehälter zur Aufgewahrung von Erdgas (Symbolbild)
Kugelgasbehälter zur Aufgewahrung von Erdgas (Symbolbild)

Foto: Urheber
Lizenz: GFDL
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Ein kurzfristiger Stopp von russischen Erdgas-Importen würde zu Einbußen der deutschen Wirtschaftsleistung von insgesamt 12,7 Prozent führen. Das zeigt eine Studie der vbw - Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. "Das abrupte Ende von russischen Gas-Importen hätte auch deutliche Auswirkungen auf die Erwerbstätigen in Deutschland. Insgesamt wären rechnerisch etwa 5,6 Millionen Arbeitsplätze von den Folgen betroffen", so vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.

Die Studie "Folgen einer Lieferunterbrechung russischen Gases für die deutsche Industrie", die die Prognos AG für die vbw erstellt hat, zeigt negative wirtschaftliche Effekte ausgehend von einem Lieferausfall ab Juli 2022 auf. Anders als in früheren Studien zu den wirtschaftlichen Auswirkungen eines Erdgas-Embargos werden einzelne Produktionsprozesse in technischer Hinsicht untersucht und deren Bedeutung für beteiligte sowie vor- und nachgelagerte Branchen in den Blick genommen.

Demnach wäre aufgrund gesetzlich festgelegter Mindestmengen in Gasspeichern und der Versorgung vorrangiger Kunden der Gasbedarf der Industrie nicht einmal zur Hälfte gedeckt. Die Wertschöpfung der direkt betroffenen Branchen würde um 3,2 Prozent sinken, was einem Verlust von rund 49 Milliarden Euro entspricht. "Besonders betroffen sind Branchen wie die Glasindustrie oder die Stahlverarbeitung, dort müssen wir davon ausgehen, dass die Wertschöpfung um fast 50 Prozent zurückgeht. Ähnliches gilt für die Chemie-, Keramik-, Nahrungsmittel-, und Textilbranche sowie das Druckereiwesen. Hier liegen die Wertschöpfungsverluste bei über 30 Prozent", erklärt Brossardt.

Die Produktionseinbußen führen laut Studie außerdem zu indirekten Folgen, die die Wirtschaft in Deutschland und Bayern noch weitreichender treffen würden: "Die Erdgas-Engpässe bewirken Dominoeffekte. Diese treffen die gesamte Wertschöpfungskette empfindlich. Im Studienszenario kommen wir zu einem Rückgang der Wertschöpfung um weitere 144 Milliarden Euro (-9,4 Prozent). Die Störungen in den intensiv verflochtenen Produktions- und Lieferketten hätten also branchenübergreifend etwa die dreifache Auswirkung im Vergleich zu den direkten Folgen. In Summe droht damit ein Wertschöpfungsverlust von 193 Milliarden Euro", warnt Brossardt.

Aus Sicht der vbw muss die effiziente Diversifizierung des Erdgas-Bezugs für eine intakte und starke Wirtschaft weiter vorangetrieben werden: "Die Studienergebnisse verdeutlichen die hohe Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von russischen Gaslieferungen. Ziel muss die vollständige Unabhängigkeit in möglichst kurzer Zeit sein. Angesichts drohender Engpässe müssen wir Erdgas gezielt einsetzen und dort ersetzen, wo es sinnvoll möglich ist. Daneben müssen wir die Umsetzung der Energiewende entschieden vorantreiben. Mit einem ambitionierten Ausbau aller erneuerbarer Energien dämpfen wir die Strompreise langfristig und können uns von einseitigen Abhängigkeiten im Energiesektor weiter lösen", resümiert Brossardt.

Die Studie "Folgen einer Lieferunterbrechung von russischem Gas für die deutsche Industrie" können Sie hier abrufen: www.vbw-bayern.de/erdgas_studie

Quelle: ibw - Informationszentrale der Bayerischen Wirtschaft (ots)


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