"ProNetz" ist ein Schienenabbauprogramm
Archivmeldung vom 04.12.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt"Der Bahnvorstand um Hartmut Mehdorn glaubt offenbar nicht mehr an eine schnelle Privatisierung und besorgt sich nun auf anderem Weg Geld", hat Stefan Diefenbach-Trommer vom Bündnis "Bahn für Alle" den Verkauf von 500 Bahnhofsgebäuden kritisiert. "So rechnet die DB AG ihre Bilanz schön, wie auch zuvor mit unterlassenen Gleissanierungen, die nun mit dem ProNetz-Programm zum Teil nachgeholt werden."
Hinter ProNetz verstecke sich in Wirklichkeit ein
Gleisabbauprogramm. "Mit eingesparten Investitionen und
kurzfristigen Verkaufseinnahmen will der Vorstand die DB
weiter für den Verkauf schmücken. Langfristig leidet der
Bahnverkehr darunter. Die Bahn gehört in öffentliche
Hand!", forderte Diefenbach-Trommer.
Bereits Anfang des Jahres hatte die DB angekündigt, 1800
Bahnhofsgebäude zu verkaufen - zwei Drittel des Bestands.
"Wenn die DB AG tatsächlich so dringend Geld braucht, hat
das Management schlecht gewirtschaftet. Die Behauptung,
dass Private effizienter arbeiten, wäre widerlegt", sagte
Diefenbach-Trommer. Ein Hinweis auf schlechtes Management
sei auch, dass aus Privatisierungserlösen angeblich die ICE-
Flotte erneuert werden soll. "Seriöse Unternehmer legen für
solche Investitionen rechtzeitig Rücklagen an. Dies hat die
DB AG offenbar versäumt, um Gewinne ausweisen zu können",
kritisierte Diefenbach-Trommer von "Bahn für Alle".
Der Verkauf von Bahnhöfen beschädige das Bahnystem. "Zu
attraktivem Bahnverkehr gehört ein Bahnhof mit
Wartemöglichkeiten, Beratung und Service. Ein knapper
Regenschutz und ein stummer Fahrkartenautomat verschrecken
Kunden", sagte Diefenbach-Trommer. "Es gibt Orte, in denen
die Bahnkunden um das Bahnhofsgebäude herum gehen müssen,
um zum Zug zu gelangen, da die DB Gleise und
Empfangsgebäude getrennt hat oder der private Besitzer das
Gebäude schließt."
Das ProNetz-Programm diene vor allem einem schleichenden
Gleisabbau. "Das Programm sieht vor, die Ausgaben auf
profitable Gleise zu konzentrieren, so dass Nebengleise
verkommen. So werden Optionen auf mehr oder flexibleren
Verkehr aufgegeben wird", sagte Diefenbach-Trommer. ProNetz
geht davon aus, dass auf 40 Prozent der Gleise 70 Prozent
des Umsatzes erwirtschaftet würden. Entsprechend stark soll
dort Geld für die Instandhaltung aufgewendet werden. Für
knapp ein Drittel der Gleise sind kaum Ausgaben vorgesehen.
Quelle: "Bahn für Alle"