Experte: Studiengebühren sollten wieder eingeführt werden
Archivmeldung vom 22.07.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNach Ansicht von Gerhard Casper, dem ehemaligen Präsidenten der Stanford-University, sollten die Studiengebühren in Deutschland wieder eingeführt werden. Das deutsche Hochschulsystem kranke an seiner dauerhaften Unterfinanzierung, sagte der 77-jährige Jurist, nun Präsident der American Academy in Berlin, im Gespräch mit der Wochenzeitung "Die Zeit".
Auch die Exzellenzinitiative habe daran nichts Grundlegendes ändern können. "Es wurden nur 4,6 Milliarden Euro über zehn Jahre an viele Universitäten verteilt. Pro Jahr ist das eine kleine Summe!", sagte Casper in der "Zeit". Er fordert eine stärkere Spitzenförderung: "Die Bologna-Reform bot die Chance, die Spitzen stärker zu fördern", so Casper. "Doch heute machen in vielen Fächern über 60 Prozent der Studenten einen Master. Ich bin für auswählen, auswählen, auswählen." Auch in Bezug auf die Debatte um den wissenschaftlichen Nachwuchs bezog Casper Position: "Es wird zu viel gejammert. Man kann nicht erwarten, dass Vater Staat jedem, der in die Wissenschaft will, eine Stelle verspricht. Jeder Postdoc muss wissen, dass er einen Weg mit großem Risiko geht. Das war schon immer so."
Gleichwohl sei die Situation junger Wissenschaftler verbesserungswürdig. Um bessere Perspektiven zu schaffen, würde er deutschlandweit den Tenure-Track einführen, so Casper. Tenure-Track meint ein Verfahren, das jungen Wissenschaftlern die Chance eröffnet, nach einer befristeten Bewährungszeit eine Lebenszeitprofessur zu erhalten.
Quelle: dts Nachrichtenagentur