Zahlt die AOK Sachsen-Anhalt zu niedrige Vergütungen?
Archivmeldung vom 14.03.2018
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Freigeschaltet durch André OttPflegedienste beklagen ein "existenzbedrohendes Preisregime" der AOK Sachsen-Anhalt. "Wenn nicht bald etwas passiert, setzt in absehbarer Zeit ein Pflegedienststerben ein", sagte Ulrike Ziemer, Mitglied im Landesvorstand des Verbandes Deutscher Alten- und Behindertenhilfe (VDAB), der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung. Speziell Leistungen der häuslichen Krankenpflege werden laut VDAB, der rund 100 Unternehmer im Land vertritt, unzureichend vergütet. Deshalb falle es den Betreibern immer schwerer, ihre Angestellten angemessen zu vergüten. Gutes Personal wandere häufig ab.
Für eine Insulingabe beispielsweise zahlt die AOK, mit rund 765 000 Versicherten die größte Kasse im Land, 4,42 Euro. Und die Fahrtkosten seien bei der AOK mit 2,58 Euro für eine Hin- und Rückfahrt so knapp bemessen, dass es unwirtschaftlich sei, Patienten zu versorgen, die weiter als drei Kilometer vom Sitz des Pflegedienstes entfernt wohnten. "Eigentlich müssten wir das ablehnen", sagt Ziemer. Im VDAB stößt die Preispolitik umso mehr auf Unverständnis, da sie AOK Sachsen-Anhalt einiges Vermögen aufweisen kann. Laut Bundesanzeiger hatte 2016 keine andere Kasse in Deutschland höhere Rücklagen pro Versicherten - knapp 340 Euro. Zum Vergleich: bei der Techniker Krankenkasse waren es etwa 108 und bei der Barmer 78 Euro. Im Sozialministerium ist das Problem, das im Übrigen nicht nur die Pflegedienste betrifft, bekannt. "Ich kann verstehen, dass die Leistungserbringer Nachbesserungen einfordern", sagte Ministerin Petra Grimm-Benne (SPD) der Zeitung.
Es sei darüber schon mehrfach mit AOK-Vorstand Ralf Dralle gesprochen worden. "Die Honorarvereinbarungen mit den Pflegekräften, den Physiotherapeuten, Logopäden und anderen Leistungserbringern müssen so gestaltet sein, dass gute Arbeit auch auskömmlich finanziert wird", fügte sie hinzu. Die AOK Sachsen-Anhalt selbst beteuert, dass sie für eine "faire und auskömmliche Vergütung" sei. Der Sprecher verweist gleichzeitig darauf, dass ein Schiedsverfahren aus den Jahren 2014 und 2015 Basis für die aktuellen Preise sei. Diese seien von zwei unabhängigen Schiedspersonen als "auskömmlich" bewertet und festgelegt worden. "Die Preise wurden von allen Verbänden akzeptiert und vertraglich geeint", heißt es.
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung (ots)