BGA: Handel startet optimistisch in 2006 und warnt vor Strohfeuer
Archivmeldung vom 04.01.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt"Das Jahr 2006 bringt der Volkswirtschaft einen Aufschwung, der sich im Großhandel sogar beschleunigen wird. Die Stimmung der deutschen Wirtschaft ist optimistisch und das Verbrauchervertrauen steigt. Einen besseren Zeitpunkt für weitere Maßnahmen zur Lösung unsere Strukturprobleme wird es für die Politik nicht geben." Dies erklärt Anton F. Börner, Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA), bei der Vorstellung der Ergebnisse des BGA-Großhandels-Indikators sowie seiner jüngsten Unternehmensbefragung.
In einem schwierigen aber auch erfolgreichreichen Jahr 2005 wuchs
der Großhandel nach vorläufigen Berechnungen um nominal vier Prozent
und preisbereinigt um 2,2 Prozent auf 614 Milliarden Euro. Der
Beschäftigungsrückgang hat sich weiter abge-schwächt. Es gingen nur
noch rund 5.000 Arbeitsplätze verloren (-0,5 Prozent).
Auch in das neue Jahr 2006 startet der Großhandel optimistisch, so
das Ergebnis der jüngsten BGA-Branchenumfrage. Das Geschäftsklima ist
besser als vor sechs Monaten und als zu Beginn des Jahres 2005. Der
BGA-Großhandelsklima-Indikator liegt mit über 117 Punkten deutlich
über seinem langjährigen Mittelwert. Beide Teilkom-ponenten, aktuelle
und zukünftige Geschäftslage, legen zu. Dabei schätzen die
Unternehmen die zukünftige Geschäftslage noch positiver ein als die
aktuelle. Alle Wirtschaftszweige des Großhandels erwarten, dass die
Wachstumsdynamik in den kommenden Monaten zunimmt.
Der Aufschwung im Großhandel gewinnt im Jahr 2006 noch leicht an
Tempo. Die Umsätze steigen nach Einschätzung des BGA um nominal 4,5
Prozent und preisbereinigt um 2,5 Prozent auf 641 Milliarden Euro.
Gleichzeitig kommt der Stellenabbau zu einem Stillstand. In geringem
Umfang werden neue Arbeitsplätze geschaffen. Auch das
Ausbildungsengagement nimmt weiter zu.
Das Bruttoinlandsprodukt der deutschen Volkswirtschaft wird im
laufenden Jahr nach BGA-Prognose um 1,5 Prozent wachsen. Motor der
konjunkturellen Entwicklung ist die anhaltende Exportdynamik. "Wie
kaum ein anderes Land profitiert Deutschland von der im dritten Jahr
robust wachsenden Weltkonjunktur. Wir sind und bleiben die Gewinner
der Globalisierung", so Börner. Trotz der günstigen konjunkturellen
Ent-wicklung wird die Zahl der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten in 2006 um weitere 250.000 bis 300.000 sinken.
"Was in Deutschland als Aufschwung bewertet wird, verdient eher
den Namen Stolperkonjunktur. Einmaleffekte lassen das Wachstum besser
aussehen als es eigentlich ist", zeigt sich Börner wenig zufrieden.
So würden vorgezogene Konsumgüterkäufe, günstige Impulse der
Fußballweltmeisterschaft, vorgezogene Investitionen in Erwartung
steigender Zinsen und der auslaufenden Eigenheimzulage oder auch das
Investitionsprogramm der Bundesregierung nur vorübergehende
Wachstumsimpulse auslösen. "Der heiß ersehnte Aufschwung ist aufgrund
der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit wenig robust. Die langfristigen
Wachstumsperspektiven der Wirtschaft bleiben allenfalls mittelmäßig."
Der Koalitionsvertrag hat die Erwartungen der Wirtschaft nicht
erfüllt. Über 90 Pro-zent der Unternehmen sagen, dass sie auf
absehbare Zeit in Deutschland keine Neuinvestitionen tätigen werden
und damit keine neuen Arbeitsplätze schaffen können. Fast 20 Prozent
der Betriebe sehen sich und ihre Kunden höheren Belastungen
ausgesetzt.
"Der Standort Deutschland steht nach wie vor unter enormen
Anpassungsdruck. Das Tempo der Globalisierung bleibt sehr hoch.
Unsere Unternehmen haben ihre Hausaufgaben gemacht, in dem sie
Kostensenkungspotentiale genutzt, ihre Kapazitäten in Deutschland
angepasst und ihre Produktivität erhöht haben. Es wäre aber falsch
anzunehmen, die gesamte deutsche Volkswirtschaft müsse nicht noch
wett-bewerbsfähiger werden", so der BGA-Präsident.
"Die drei Top-Job-Bringer heißen mehr Flexibilität, weniger
Bürokratie und niedrigere Lohnnebenkosten", erklärt Börner. 69
Prozent der Unternehmen würden investieren und Stellen schaffen, wenn
sie Arbeitsplätze flexibler der jeweiligen Wirtschaftslage anpassen
können. 57 Prozent, wenn bürokratische Belastungen kurzfristig
reduziert werden; 56 Prozent würden investieren und Stellen schaffen,
wenn die Lohnnebenkosten in 2006 stärker fallen würden.
"Der konjunkturelle Aufschwung ist eine enorme Chance für die
Regierung. Sie muss Stimmungshoch und Aufschwung nutzen. Beginnt die
Regierung noch in 2006 damit, weitere Strukturprobleme zu lösen, wird
sich das Wachstum verstärken, da Unternehmen erst dann ihre
bestehenden Geschäftspläne ändern. Über 80 Prozent unserer
Unternehmen wollen im Fall langfristig günstigerer
Wachstumsbedingungen investieren und Arbeitsplätze schaffen", so
Börner abschließend.
Quelle: Pressemitteilung Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA)