IG Metall fordert Tempo bei Hilfen für Autozulieferer
Archivmeldung vom 23.11.2020
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Freigeschaltet durch André OttDie IG Metall sieht die Autoindustrie noch vor einer langen Durststrecke und fordert Tempo bei der Umsetzung der jüngst beim Autogipfel beschlossenen Hilfen, vor allem für die Zulieferer. "Jetzt muss es endlich darum gehen, die Beschlüsse schnell in die Praxis umzusetzen", sagte Gewerkschaftschef Jörg Hofmann der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung.
Die Bundesregierung will weitere drei Milliarden Euro investieren - je eine Milliarde für E-Auto-Kaufprämien, Lkw-Abrackprämien und regionale Zulieferer. Man solle in zwei, drei Regionen anfangen, deren Zulieferer besonders stark vom Verbrennermotor abhängen, forderte Hofmann, "wir dürfen jetzt nicht auf jede Förderrichtlinie warten. Von uns aus können wir morgen anfangen".
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat dafür bereits Regionen im Blick: Das Saarland, Südwestfalen und seine Heimatregion Wolfsburg/Braunschweig/Salzgitter seien drei Beispiele für Regionen, denen die Regierung helfen wolle, den Strukturwandel zu meistern, sagte Heil der WAZ. Er wehrte sich gegen Kritik an den neuen Milliardenhilfen für die Autoindustrie. "Ich lasse den Vorwurf, wir würden hier Konzerne päppeln, nicht gelten. Ich denke nicht an Konzernlenker, sondern an Millionen Beschäftigte, die sich Sorgen um ihren Arbeitsplatz machen, vor allem in der Zulieferindustrie", sagte Heil.
Hofmann und Heil warnten vor einem zu schnellen Ausstieg aus Verbrennermotoren, insbesondere vor einem Enddatum 2030, ab dem etwa Großbritannien keine Benziner und Diesel mehr zulassen will. "Ich halte nichts davon, ein konkretes Datum zu nennen. Die Frage ist doch: Wann haben wir genügend grünen Strom, wann genügend Batteriezellen und wann genügend Ladesäulen? Daran entscheidet sich der Zeitpunkt für einen erfolgreichen Umstieg", sagte IG-Metall-Chef Hofmann. Minister Heil betonte: "Es nützt ja nichts, wenn Elektroautos mit Kohlestrom fahren. Nur hehre Ziele und Ausstiegsdaten zu verbreiten, halte ich nicht für richtig."
Die jüngste Verlängerung der Kurzarbeiterregeln nennt Hofmann "extrem wichtig". In Teilen des Maschinenbaus fange Kurzarbeit jetzt erst richtig an, weil die Branche bislang noch alte Aufträge abgearbeitet habe. Die Autoindustrie habe "seit letztem Jahr 30.000 Arbeitsplätze verloren", die gesamte Metall- und Elektroindustrie rund 100.000. Hinzu kämen rund 50.000 Leiharbeiter, die gehen mussten. "Ohne die Kurzarbeit wäre es noch viel dramatischer ausgefallen. Die Situation ist nach wie vor extrem angespannt", sagte Hofmann.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots)