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DIW will sich stärker an Keynes orientieren

Archivmeldung vom 12.02.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.02.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Fabian Pittich
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Gert G. Wagner, der neue Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, will das Haus wieder stärker für die Ideen des britischen Ökonomen John Maynard Keynes öffnen. "Ich persönlich halte es für sinnvoll, keynesianische Ansätze zu stärken, wenn sie nicht in Ideologie ausarten", sagte er dem "Tagesspiegel" (Samstagausgabe).

Bei Konjunkturfragen reiche die rein angebotsorientierte Sicht, also die Neoklassik, nicht aus. "Es geht um einen umfassenden Blick." Ohnehin sei bei jungen Volkswirten das Lager-Denken - Keynesianer auf der einen Seite, Neoklassiker auf der anderen - überholt. Für das lange Zeit eher links ausgerichtete DIW bedeutet dies ein Rückbesinnung auf früher vertretene Werte. Der bisherige Präsident Klaus Zimmermann, der im Zuge einer Finanzaffäre von Wagner abgelöst gehen wurde, hatte eher einen Mainstream-Ansatz vertreten. Unter seiner Führung hatte auch der Konjunkturforscher Gustav Horn das DIW wegen inhaltlicher Differenzen verlassen müssen. Heute leitet er ein gewerkschaftsnahes Institut. Der neue Chef Wagner will das Institut in Sachen Konjunkturprognosen wieder stärken. "Das DIW hat die moderne Konjunkturforschung in den zwanziger Jahren erfunden. Deshalb müssen wir Fragen von Makroökonomie und Konjunktur wieder mehr Gewicht geben und uns auch auf der Vorstandsebene entsprechend personell verstärken." Wagner hofft, dass sich das Image des DIW durch Zimmermanns Abgang verbessern wird. "Die Medien haben nicht mehr den Buhmann, an dem sie sich reiben können", befand er. Intern sei die Stimmung bereits besser geworden, seit der Führungswechsel bekannt ist. Er warnte allerdings davor, auf zu viel Harmonie zu hoffen. "Niemand sollte erwarten, dass nun ewig Friede, Freude, Eierkuchen herrschen." Es werde wieder Streit untereinander geben. "Das ist in der Wissenschaft normal und meistens auch produktiv."

Quelle: Der Tagesspiegel

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