Vorausgefüllte Steuererklärung - Branche urteilt: Aufwand steigt, versteckte Steuermehreinnahmen
Archivmeldung vom 19.12.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAb Januar 2014 bietet die Finanzverwaltung die vorausgefüllte Steuererklärung (VaSt). Führende Online-Steuererklärungs-Unternehmen beurteilen sie negativ. Lohnsteuer kompakt und die smartsteuer GmbH kritisieren diese Woche in einer gemeinsamen Presseerklärung: Die VaSt - im Koalitionsvertrag S. 89 - sei weder einfacher, noch spare der Steuerzahler Zeit. Vielmehr beschere die VaSt dem Staat Mehreinnahmen. Die Experten weisen auf die versteckte Falle für Steuerzahler hin: Die unterschriftsreife VaSt enthält alle Daten zur Steuerbelastung, lässt jedoch wesentliche Ausgaben aus, die die Steuerbelastung reduzieren.
Ab 2014 sollen Steuerzahler über ELSTER auf persönliche Steuerdaten zugreifen und diese direkt in eine elektronische Steuererklärung übernehmen können. Die Prozedur erfordert eine Registrierung und die Bestellung einer PIN, die postalisch zugestellt wird. Anschließend kann man auf eine vorausgefüllte Steuererklärung zugreifen. Diese VaSt lässt jedoch wesentliche Ausgaben aus, die die Steuerbelastung reduzieren: Werbungskosten, Spenden, Aufwendungen für den Weg zur Arbeit, haushaltsnahe Dienstleistungen, Schornsteinfeger, Krankheit und Kinderbetreuung sind nicht enthalten - das Dokument ist jedoch unterschriftsreif. Anders als bei einer Steuersoftware wird der Steuerzahler bei ELSTER nicht auf Steuerspar-Möglichkeiten hingewiesen. Björn Waide, Geschäftsführer der smartsteuer GmbH: "Wir befürworten das Ziel, den Aufwand für die Steuererklärung insgesamt zu minimieren. Gleichzeitig darf dies nicht zu Lasten der Steuergerechtigkeit gehen. Zukünftige Ausbaustufen der VaSt sollten daher nicht nur die Einnahmeseite, sondern auch die steuersenkend wirkende Ausgabeseite berücksichtigen."
"Steuer-Interviews sorgen dafür, dass man - anders als bei VaSt - wichtige Angaben nicht vergisst", so Felix Bodeewes, Geschäftsführer der forium GmbH, dem Anbieter von Lohnsteuer kompakt.
VaSt in der Testphase nicht unterstützt
Beide Unternehmen werden die VaSt vorerst nicht unterstützen. Björn Waide: "Die VaSt steht der Zeitersparnis einer elektronischen Steuererklärung entgegen und nur wenige Daten sind überhaupt vorausgefüllt." Der Steuerzahler benötige mehr Zeit, um die vorausgefüllte Steuererklärung zu beantragen, als das Abtippen weniger Zeilen von der Lohnsteuerbescheinigung koste - und das ohne Wartezeit auf die PIN. Zudem seien in der Testphase Kinderkrankheiten zu erwarten, die man seinen Kunden erspare.
Zeitaufwand der VaSt höher als Steuererklärung selbst
Die VaSt soll das Besteuerungsverfahren vereinfachen und Bürokratie abbauen. Lohnsteuer kompakt und die smartsteuer GmbH urteilen jedoch: Das Beantragen der VaSt dauere länger als die Steuererklärung selbst. "60 Prozent unserer Kunden benötigen für den gesamten Prozess der Steuererklärung durchschnittlich weniger als 90 Minuten. Das Warten auf die PIN verlängert den Zeitaufwand der Steuererklärung unnötig", so Waide.
Quelle: smartsteuer GmbH (ots)