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Deutsche Industrie meldet für September deutliche Umsatzrückgänge

Archivmeldung vom 10.11.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.11.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Rechnet man die statistischen Saisoneffekte heraus, bleibt für den Monat September noch immer ein Minus von 3,9 Prozent gegenüber dem Vormonat. Damit gingen die Umsätze im Verarbeitenden Gewerbe in Deutschland so stark zurück, wie zuletzt 1990, teilte das Statistische Bundesamt mit.

Im Verarbeitenden Gewerbe sank der Umsatz bereinigt um Preis-, Saison- und Kalendereffekte um 3,9 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Das teilte das Statistische Bundesamt am Montag mit. Allerdings ist das Ergebnis nicht allein auf Finanzkrise und Konjunkturflaute zurückzuführen: Wegen der ungewöhnlich geringen Zahl an Ferientagen war der Umsatz im August mit 4,4 Prozent so stark gestiegen wie noch nie seit Erhebungsbeginn 1991. "Jetzt sehen wir eine Gegenbewegung", sagte ein Statistiker. 

Auch im Vergleich zum Vorjahresmonat liefen die Geschäfte schlechter. Der Umsatzrückgang fiel mit zwei Prozent so stark aus wie seit genau fünf Jahren nicht mehr. Besonders große Einbußen gab es im Exportgeschäft, das um 3,1 Prozent schrumpfte. Im Inland wurden 1,1 Prozent weniger erlöst. Auf Wachstumskurs blieben die Maschinenbauer, die mit 2,9 Prozent das größte Umsatzplus aller Branchen meldeten. Die Produzenten von Rundfunk- und Nachrichtentechnik mussten dagegen mit 9,2 Prozent den kräftigsten Rückgang hinnehmen. 

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung rechnet laut "Spiegel" für das kommende Jahr mit Stagnation in Deutschland. Die deutsche Wirtschaft werde 2009 auf der Stelle treten und nicht wachsen, berichtet das Nachrichtenmagazin unter Berufung auf das neue Jahresgutachten, das die fünf Wirtschaftssachverständigen an diesem Mittwoch vorstellen werden. Als Folge werde auch die Zahl der Arbeitslosen nach jahrelangem Rückgang wieder etwas steigen. Ursache für den Abschwung seien die abnehmende Industrieproduktion und die schrumpfenden Auftragseingänge.
Die Wissenschaftler um den Volkswirt Bert Rürup sind damit pessimistischer als Bundesregierung und Forschungsinstitute, die jeweils ein Plus von 0,2 Prozent für das nächste Jahr vorausgesagt haben. Allerdings hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) in seinem am Donnerstag vorgelegten neuen Weltwirtschaftsausblick für Deutschland sogar ein Minus beim Wirtschaftswachstum von 0,8 Prozent prognostiziert. Durch den erheblichen Einbruch der globalen Nachfrage werde Deutschland 2009 eine scharfe Umkehr erleben, hieß es mit Blick auf die bislang starke Exportwirtschaft. 

Nach Einschätzung des US-Ökonomen Michael Burda wiederum zeichnet der IWF die wirtschaftliche Lage eher noch zu optimistisch. "Deutschland und Europa stehen eindeutig vor einer Rezession, die auch noch tiefer ausfallen könnte, als der IWF jetzt prognostiziert", sagte Burda, der an der Berliner Humboldt-Universität lehrt, dem "Tagesspiegel". In Europa könne es aber 2010 wieder aufwärtsgehen. "Amerika bleibt Ausgangspunkt und Zentrum der Krise. Europa wird mittelfristig nicht so stark betroffen sein", sagte Burda. Vor allem Deutschland könne vom EU-Binnenmarkt profitieren, weil das Land für den Handel mit den aufstrebenden osteuropäischen Staaten perfekt positioniert sei.

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