Inflationsrate im August 2022 bei +7,9%
Archivmeldung vom 13.09.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Inflationsrate in Deutschland - gemessen als Veränderung des Verbraucherpreisindex (VPI) zum Vorjahresmonat - lag im August 2022 bei +7,9 %. Die Inflationsrate hat sich damit wieder leicht erhöht (Juli 2022: +7,5%; Juni 2022: +7,6 %). Sie verweilt somit seit einem halben Jahr deutlich oberhalb von 7 %.
"Hauptursachen für die hohe Inflation sind nach wie vor Preiserhöhungen bei den Energieprodukten und bei Nahrungsmitteln. Leicht dämpfend wirkten sich insbesondere von Juni bis August 2022 zwei Maßnahmen des Entlastungspakets auf die Gesamtteuerung aus: das 9-Euro-Ticket und der Tankrabatt", sagt Dr. Georg Thiel, Präsident des Statistischen Bundesamtes. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, stiegen die Verbraucherpreise im August 2022 gegenüber Juli 2022 um 0,3 %.
Entlastungsmaßnahmen dämpfen den Preisauftrieb infolge der Kriegs- und Krisensituation nur leicht
Die auf drei Monate befristete Einführung des 9-Euro-Tickets zum 1. Juni 2022 wirkte sich letztmalig im August 2022 preissenkend im öffentlichen Regional- und Personennahverkehr aus. Auch dämpfte seit Juni 2022 die Senkung der Mineralölsteuer ("Tankrabatt") den Preisanstieg bei Kraftstoffen. Die Teuerung im Vergleich zum Vorjahresmonat hat sich durch diese Maßnahmen im Bereich Verkehr deutlich abgeschwächt: Im August 2022 lag sie bei 3,7 %, nach +5,4 % im Juli und +8,3 % im Juni. Im Mai 2022 hatte sie noch bei +16,3 % gelegen. Im Juli 2022 wurde zudem die EEG-Umlage abgeschafft, die seit Jahresbeginn bei 3,7 Cent pro Kilowattstunde Strom lag. Der Preisauftrieb für Strom wurde dadurch nur leicht abgefedert.
Die Inflationsrate wird trotz der Sondereffekte nach wie vor erheblich vom Anstieg der Preise für alle Energieprodukte infolge der Kriegs- und Krisensituation bestimmt. Hinzu kommen weiterhin Lieferengpässe durch unterbrochene Lieferketten sowie deutliche Preisanstiege auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen. Dadurch verteuerten sich neben den Energieprodukten auch andere Waren und Dienstleistungen, insbesondere erneut viele Nahrungsmittel.
Energieprodukte binnen Jahresfrist trotz Entlastungsmaßnahmen um 35,6 % teurer
Die Preise für Energieprodukte lagen im August 2022 um 35,6 % über dem Niveau des Vorjahresmonats (Juli 2022: +35,7 %). Haushaltsenergie verteuerte sich mit +46,4 % besonders stark: So haben sich die Preise für leichtes Heizöl binnen Jahresfrist mit +111,5 % mehr als verdoppelt, die Teuerung für Erdgas betrug +83,8 %. Die Preise für Strom erhöhten sich um 16,6 %. Die Teuerung für Kraftstoffe lag im August 2022 bei +16,5 %, nach +23,0 % im Juli und +33,2 % im Juni. Im Mai hatte die Teuerung für Kraftstoffe bei 41,0 % gelegen. Die Preiserhöhung für Energieprodukte lag somit trotz der Entlastungsmaßnahmen über der Gesamtteuerung. Ursachen sind mehrere Faktoren, insbesondere die starken Anstiege der internationalen Einkaufspreise.
Nahrungsmittel verteuerten sich binnen Jahresfrist um 16,6 %
Die Preise für Nahrungsmittel erhöhten sich im August 2022 um 16,6 % gegenüber dem Vorjahresmonat und damit ebenfalls stärker als die Gesamtteuerung. Damit hat sich der Preisauftrieb den sechsten Monat in Folge verstärkt. Erneut wurden im August 2022 bei allen Nahrungsmittelgruppen Preiserhöhungen beobachtet: Erheblich teurer wurden Speisefette und Speiseöle (+44,5 %) sowie Molkereiprodukte und Eier (+26,8 %). Auch für Fleisch und Fleischwaren (+18,6 %) sowie für Brot und Getreideerzeugnisse (+17,1 %) erhöhten sich die Preise für Verbraucherinnen und Verbraucher spürbar.
Inflationsrate ohne Energie und Nahrungsmittel bei +3,5 %
Im August 2022 lag die Inflationsrate ohne Energie bei +4,7 %. Wie stark aktuell zudem die Nahrungsmittelpreise Einfluss auf die Gesamtteuerungsrate nehmen, zeigt sich an der Inflationsrate ohne Berücksichtigung von Energie und Nahrungsmitteln: Sie lag bei +3,5 % und damit nicht einmal halb so hoch wie die Gesamtinflationsrate.
Waren verteuerten sich gegenüber August 2021 um 14,7 %
Die Preise für Waren insgesamt erhöhten sich im August 2022 gegenüber dem Vorjahresmonat um 14,7 %. Verbrauchsgüter, zu denen unter anderem Energie und Nahrungsmittel gehören, verteuerten sich um 19,5 %. Die Preise von Gebrauchsgütern stiegen um 5,8 % (darunter Möbel und Leuchten: +9,3 %; Fahrzeuge: +9,0 %).
Dienstleistungen verteuern sich binnen Jahresfrist nur um 2,2 %, dämpfender Effekt des 9-Euro-Tickets wirkte sich letztmalig aus
Die Preise für Dienstleistungen insgesamt lagen im August 2022 um 2,2 % über dem Niveau des Vorjahresmonats (Juli: +2,0%; Juni: +2,1 %). Ein wesentlicher Grund für den Rückgang der Teuerung ab Juni 2022 war die Einführung des 9-Euro-Tickets. Dieses führte zu deutlichen Preisentlastungen im öffentlichen Regional- und Personennahverkehr: Die Preise verbilligten sich binnen Jahresfrist im August 2022 sowohl für die Bahntickets im Nahverkehr (-43,9 %) als auch für die kombinierten Tickets für Bahn, Bus und Ähnliches (-63,0 %). Zudem waren beispielsweise die Leistungen sozialer Einrichtungen (-2,1 %) günstiger als ein Jahr zuvor. Die aufgrund des großen Anteils an den Konsumausgaben der privaten Haushalte bedeutsamen Nettokaltmieten hingegen verteuerten sich um 1,8 %. Deutlicher erhöhten sich unter anderem die Preise für Wartung und Reparatur von Wohnungen und Wohnhäusern (+14,4 %), Pauschalreisen (+12,5 %) sowie Gaststättendienstleistungen (+8,3 %).
Erneuter Preisanstieg bei Nahrungsmittel um 1,5 % gegenüber dem Vormonat
Im Vergleich zum Juli 2022 stieg der Verbraucherpreisindex im August 2022 um 0,3 %. Erneut mussten die privaten Haushalte mehr für Nahrungsmittel insgesamt bezahlen (+1,5 %, darunter Molkereiprodukte: +2,7 %). Energiepreise insgesamt erhöhten sich nur leicht um 0,3 %: Hier standen den Preisanstiegen bei Haushaltsenergie (+2,6 %, darunter Gas: +5,4 %) auch Preisrückgänge bei Kraftstoffen gegenüber (-4,4 %).
Quelle: Statistisches Bundesamt (ots)