IG BAU gegen Aufhebung des Einreisestopps für Erntehelfer
Archivmeldung vom 02.04.2020
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Freigeschaltet durch André OttDie Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt lehnt Forderungen ab, den wegen der Corona-Pandemie verhängten Einreisestopp für Erntehelfer aus Südosteuropa aufzuheben. "Das halte ich für sehr problematisch. Das kann man erst machen, wenn sichergestellt ist, dass alle Hygienevorschriften eingehalten werden, um Infektionen zu verhindern", sagte Vize-Vorsitzender Harald Schaum am Mittwoch der Tageszeitung "taz".
"Es nicht sehr wahrscheinlich, dass in den meisten Betriebe die Abstandsregeln eingehalten werden können." Saisonarbeiter könnten das Virus von stärker betroffenen Ländern in weniger betroffene bringen. Nach Recherchen der taz planen viele Landwirte, die Arbeiter trotz der Pandemie wieder in Mehrbettzimmern unterzubringen.
"Sie sind standardmäßig zu zweit auf dem Zimmer", sagte der Vorsitzende des Vereins Beelitzer Spargel, Jürgen Jakobs, der taz. Eine Unterbringung in Einzelzimmern "wird ja bei den meisten Betrieben gar nicht gehen, weil sie ihre baulichen Gegebenheiten nicht verändern können". Mehrere Bauern in Brandenburg und Hamburg bestätigten der taz, dass sie Arbeiter in Doppelzimmern unterbringen wollten - zum Beispiel in Wohncontainern oder einer ehemaligen Kaserne.
Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin gibt zwar bislang keine konkreten Empfehlungen für den Schutz vor Corona-Infektionen in der Landwirtschaft. Bei Bürotätigkeiten müssten die Arbeitgeber jedoch "Beschäftigten möglichst Einzelbüros anbieten". Andernfalls sollten die Mitarbeiter so sitzen, dass sie 1,5 Meter Mindestabstand einhalten, so die Behörde.
Die Lösung könnte sein, dass Erntearbeiter einreisen dürfen und eine 14-tägige Quarantäne in Hotelzimmern durchleben, die sonst wegen der Corona-Krise leerstünden, schlug die niedersächsische Behr AG vor. Unterkunft und Verpflegung solle der Staat bezahlen, schrieb die Firma - einer der größten deutschen Gemüseerzeuger - in einem Brief an Politiker, der der taz vorliegt. Das sei für eine gesunde Ernährung der Bevölkerung nötig.
Quelle: taz - die tageszeitung (ots)