eco Expertenrunde: Über die Hälfte der Top-1000-Unternehmen vom Untergang bedroht
Archivmeldung vom 20.11.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittÜber die Hälfte der derzeit 1000 größten Unternehmen der Welt werden vermutlich in den nächsten zehn Jahren in der Bedeutungslosigkeit oder gar vollständig vom Markt verschwinden. Diese These vertritt Karl-Heinz Land, Autor des Bestsellers "Digitaler Darwinismus", im Rahmen der Kompetenzgruppe E-Commerce des eco - Verband der deutschen Internetwirtschaft e. V. (www.eco.de).
Karl-Heinz Land (www.neuland.de), der sich selbst als "Digital Darwinist & Evangelist" bezeichnet, nennt die mangelnde Anpassungsfähigkeit der Konzerne an die "praktisch vollständige Digitalisierung der Wirtschaft" als Grund für das Abdriften der heute noch großen Unternehmen. "Digitaler Darwinismus entsteht, wenn sich Technologien und die Gesellschaft schneller verändern als die Fähigkeit von Unternehmen, sich an diese Veränderungen anzupassen", erklärt Land.
Auch der Fachhandel leidet unter dem Phänomen
Unter mangelnder Anpassungsfähigkeit leidet auch der Fachhandel, warnt Prof. Dr. Georg Rainer Hofmann, Leiter der eco Kompetenzgruppe E-Commerce, in diesem Zusammenhang: "Der Preiskampf im rasant wachsenden Online-Handel fördert seit Jahren den allgemeinen Preisverfall. Das billigste Angebot bestimmt den Markt, Qualitätsunterschiede spielen eine immer kleinere Rolle. Händler, die sich nicht rechtzeitig an diese Entwicklung anpassen und sich klar positionieren, laufen Gefahr, in dieser 'Discount-Spirale' unterzugehen."
Unternehmen unterschätzen Geschwindigkeit des Wandels
Land erklärt: "Viele Unternehmen sind offenbar nicht in der Lage, schnell genug zu reagieren und die Auswirkungen der globalen Digitalisierung für ihr Geschäft richtig einzuschätzen. Von der Vorstellung des ersten Fernsehers bis zum TV-Massenmarkt sind Jahrzehnte vergangen. Facebook hat drei Jahre gebraucht, um auf 50 Millionen Nutzer zu kommen. WhatsApp hat hierfür drei Monate benötigt." Die meisten Großkonzerne bewegen sich laut Land aber heute noch mit der Geschwindigkeit der TV-Entwicklung und verlieren damit den Anschluss an die Bedürfnisse der heutigen Kundschaft. Dabei haben heute schon mehr als ein Drittel der rund sieben Milliarden Menschen weltweit Zugang zum Internet. Gut ein Viertel davon ist in sozialen Netzwerken unterwegs; allein Facebook kommt jeden Monat auf über eine Milliarde aktive Nutzer. "In das Jahr 2014 gehen wir mit mehr Mobiltelefonen als Menschen auf diesem Planeten", gibt der Experte ein anschauliches Beispiel für die Ausbreitung des mobilen Internets. Er ergänzt: "2014 haben mehr Menschen Zugang zum Internet als zu fließendem Wasser."
Anpassung an Kundenbedürfnisse entscheidend für den Erfolg
Der Bestsellerautor verdeutlicht: "Es ist eine uralte Weisheit, dass der Kunde König ist. Aber viele Unternehmen sind überrascht, dass der heutige Kunde erwartet, auch tatsächlich wie ein König behandelt zu werden. Er will alles, überall und sofort haben, egal ob Informationen, Kundenservice oder die Möglichkeit zu kaufen." Allerdings lehnten immer mehr Verbraucher den derzeitigen "information overkill" ab und erwarteten eine Art Concierge-Service. "Der Kunde will selbst bestimmen, zu welchem Zeitpunkt er welche Informationen erhält und erwartet dann, wenn er dazu bereit ist, eine sofortige Lieferfähigkeit des Anbieters, egal, ob es sich dabei um Auskünfte oder Waren handelt", analysiert Land.
Chance für den Fachhandel
Hier sieht Prof. Dr. Hofmann auch die Chancen für den Fachhandel: "Qualitätsprodukte müssen qualifiziert gegenüber dem Kunden vertreten werden. Es liegt bei den Herstellern von Qualitätsprodukten, auf diesen Zug aufzuspringen und den Kunden auch im Internet individuell und bedarfsgerecht zu versorgen. Nur so können sie der Niedrigpreispolitik der Discounter effektiv entgegenwirken." Internetvisionär Land erinnert an den Kern der Darwinschen Theorie: "Nicht die Stärksten überleben und auch nicht die Intelligentesten, sondern diejenigen, die sich am schnellsten an veränderte Bedingungen anpassen können. Das gilt auch und gerade für die heute noch weltweit größten Unternehmen."
Quelle: eco - Vb. d. dt. Internetwirtschaft e.V. (ots)