"WKGT Respekt-Studie": Zunehmende Entfremdung von Staat und mittelständischen Unternehmen
Archivmeldung vom 26.02.2018
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Freigeschaltet durch André OttDie Mehrzahl der deutschen Mittelständler fühlt sich vom Staat hinsichtlich ihrer unternehmerischen Tätigkeiten und ihres gesellschaftlichen Engagements nicht ausreichend wertgeschätzt. Dies ist das Ergebnis der aktuellen "WKGT Respekt-Studie", einer erstmals im Auftrag von Warth & Klein Grant Thornton erhobenen, repräsentativen Umfrage des Deutschen Kundeninstitutes (DKI) unter mittelständischen Unternehmen in Deutschland.
Wenig Anerkennung, Respekt und Wertschätzung
Obwohl der Mittelstand der wichtigste Pfeiler der deutschen Wirtschaft ist, fehlt es häufig an der Anerkennung seiner Leistungen und dem nötigen Respekt durch die öffentliche Hand. So fühlen sich lediglich gut 19 % der befragten Mittelständler vom Staat für ihre volkswirtschaftlichen Leistungen wertgeschätzt. Mit rund 22 % ist die Zahl der Unternehmen, die Wertschätzung für ihre gesellschaftlichen Leistungen empfinden, nur geringfügig höher.
Im Gegenzug fühlen sich über 53 % der Umfrageteilnehmer bei der Umsetzung ihrer unternehmerischen Aktivitäten vom Staat behindert. Dazu passt die von knapp 79 % der Befragten erhobene Forderung an die Politik, nun endlich konsequent mit dem Abbau von bürokratischen Behinderungen zu beginnen; über 75 % der Unternehmen sehen die Arbeitsweise der Behörden als zu bürokratisch an.
Fehlende Wertschätzung fördert Kluft zwischen Staat und Bürgern
Schon seit einigen Jahren ist zu beobachten, dass Staat und Gesellschaft sich immer mehr entfremden. Die Zufriedenheit mit der Politik sinkt zunehmend. Bei einem wachsenden Teil der Deutschen hat sich eine Politikverdrossenheit etabliert. Die letzten Bundestagswahlen sind der beste Beweis dafür. Und der langjährige Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach warnte aktuell in Richtung Bundespolitik: "Der ohnehin schon große Graben zwischen Wählern und Gewählten wird immer größer, wenn das Publikum den Eindruck bekommt, im Grunde geht es denen eher um sich als um das Land."
Die "WKGT Respekt-Studie" zeigt, dass sich diese Entfremdung nun offensichtlich auch auf die mittelständischen Unternehmen in Deutschland ausgeweitet hat. Joachim Riese, Vorstandsvorsitzender der Warth & Klein Grant Thornton AG, sieht diesen Verlauf kritisch: "Wertschätzung ist ein emotionaler Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält. Bringt der Staat seinen Bürgern und auch den Unternehmen nicht ausreichend Wertschätzung und Respekt entgegen, fördert er die bereits bestehende Kluft zwischen Staat und Gesellschaft."
Umgekehrt müssten natürlich auch die Bürger und die Unternehmen dem Staat Respekt entgegenbringen, eine beidseitige Wertschätzung sei hier sehr wichtig. Weiter erklärt er: "Der Mittelstand ist nicht nur das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Eine Vielzahl der mittelständischen und insbesondere auch Familienunternehmen engagiert sich im sozialen und gesellschaftlichen Umfeld, und ohne diese Unterstützung wären zahlreiche Projekte des Gemeinwohls nicht denkbar. Es ist erschreckend, dass offensichtlich nur eine kleine Zahl der Unternehmen dafür ausreichend Wertschätzung empfindet."
"Die öffentliche Hand wirtschaftet nicht gut mit den Steuern, die wir zahlen."
Ebenfalls bemerkenswert: Fast 30 % der Befragten würden ihre Interessen gerne stärker in der politischen Entscheidungsfindung berücksichtigt wissen. Die Regelungen des Arbeitsrechtes empfinden knapp 70 % als nur teilweise bis überhaupt nicht mittelstandsfreundlich. Die Steuerpolitik beschreiben über 36 % als nicht bzw. überhaupt nicht mittelstandsfreundlich. Über die Hälfte der Mittelständler kritisiert hierbei den Umgang mit Steuergeldern. "Die öffentliche Hand wirtschaftet nicht gut mit den Steuern, die wir zahlen", meinen 52 % der Unternehmer. Ebenfalls 52 % der Befragten fühlen sich im Vergleich zu den Möglichkeiten globaler Konzerne steuerrechtlich benachteiligt.
Wirklich zufrieden zeigt sich auch zu den Themenfeldern Telekommunikations-Infrastruktur, Transport-Infrastruktur, Regionale Standortpolitik und Unternehmensgründungen nur rund ein Drittel der Umfrageteilnehmer. "Diese Entwicklungen müssen bedenklich stimmen", fasst Joachim Riese die Ergebnisse der Studie zusammen. "Die staatlichen Institutionen wären gut beraten, wenn sie der Gesellschaft wie dem Unternehmertum mehr Aufmerksamkeit und Respekt angedeihen lassen würden."
Über die "WKGT Respekt-Studie":
Die "WKGT Respekt-Studie" von Warth & Klein Grant Thornton befragt mittelständische Unternehmen aus allen Branchen und Industriezweigen. Die Daten für die aktuelle Veröffentlichung basieren auf Interviews mit 1.000 Geschäftsführern oder Mitarbeitern des oberen/mittleren Managements in Deutschland. Link zur Studie: http://ots.de/KaQklL
Über Warth & Klein Grant Thornton:
Warth & Klein Grant Thornton gehört zu den zehn größten deutschen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Rund 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen an zehn Standorten in Deutschland neben börsennotierten Unternehmen den großen Mittelstand. Schwerpunkte der Arbeit der Gesellschaft sind Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Rechtsberatung sowie Corporate Finance & Advisory Services. Die Gesellschaft berät weltweit im Netzwerk von Grant Thornton mit rund 50.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an mehr als 700 Standorten in über 130 Ländern.
Quelle: Warth & Klein Grant Thornton (ots)