Offizielle Inbetriebnahme des Biomassekraftwerks Lünen
Archivmeldung vom 10.06.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.06.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie REMONDIS GmbH & Co. KG und die STEAG Saar Energie AG haben am 09. Juni, ihr Biomassekraftwerk in Lünen offiziell in Betrieb genommen. Das neue Kraftwerk wird mit Altholz betrieben und erzeugt pro Jahr mehr als 150 Millionen Kilowattstunden Strom, der auf Basis des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) ins öffentliche Netz eingespeist wird.
Die Strommenge entspricht dem Bedarf einer Kleinstadt und
reicht für die Versorgung von knapp 40.000 Einfamilienhaushalten aus.
Das Investitionsvolumen beträgt mehr als 54 Millionen Euro.
NRW-Wirtschaftsministerin Thoben lobte in ihrer Eröffnungsrede das
Projekt als zukunftsweisend: "Das Biomassekraftwerk ist ein
Gemeinschaftsprojekt zweier starker Partner und ist ein vorbildliches
Beispiel dafür, dass wir in der Lage sind, technisch anspruchsvolle
Standards von weltweiter Gültigkeit zu setzen."
Zur Verwirklichung des Projektes haben die STEAG Saar Energie und
REMONDIS die gemeinsame Gesellschaft Biomassekraftwerk Lünen (BMK)
gegründet. Die Bauzeit für das Biomassekraftwerk betrug 18 Monate.
Der Standort des Kraftwerks liegt strategisch günstig in direkter
Nachbarschaft zum REMONDIS-Lippewerk und zum STEAG Kraftwerk Lünen.
Das Lippewerk ist das größte Zentrum für Kreislaufwirtschaft in
Europa. Auf dem 230 Hektar großen Areal befindet sich unter anderem
eine Holzaufbereitungsanlage, über die das Biomassekraftwerk mit
Altholz versorgt wird. Pro Jahr werden in der Anlage künftig 135.000
Tonnen Altholz aus der Region verwertet. Zuvor wird das Holz - unter
anderem Holzpaletten, Altmöbel und Fensterrahmen - zerkleinert und
von Fremdstoffen, wie zum Beispiel Nägel und Scharnieren, befreit.
Über ein 180 Meter langes Förderband gelangt das Material in die
Rostfeuerungsanlage.
Mit dem Biomassekraftwerk leisten die beteiligten Unternehmen
einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz. Bei der Verbrennung des
Holzes wird nicht mehr Treibhausgas freigesetzt, als die Pflanze bei
ihrem Wachstum aufgenommen und gespeichert hat. Die CO2-neutrale
Verbrennung erspart der Umwelt im Vergleich zur herkömmlichen
Energiegewinnung pro Jahr rund 100.000 Tonnen klimaschädliches
Kohlendioxid (CO2). Ludger Rethmann, Vorstandssprecher REMONDIS,
sagte: "Ich freue mich, dass wird das Projekt BMK gemeinsam
realisieren konnten. In Zeiten knapper werdender Ressourcen ist die
Energiegewinnung auf der Basis nachwachsender Rohstoffe ein wichtiger
Beitrag zum Umweltschutz." Dr. Alfred Tacke, Vorstandsvorsitzender
der STEAG AG in Essen, betonte die Bedeutung des Projektes und des
Geschäftsfeldes: "Der Bereich Dezentrale und Erneuerbare Energie ist
zu einem wichtigen Bestandteil im STEAG-Konzern geworden."
Das Biomassekraftwerk in Lünen erfüllt alle notwendigen
Immissionsschutz-Standards und unterschreitet deutlich die Grenzwerte
der 17. Bundes-Immissionsschutz-Verordnung (17. BImSchV). Der
Schadstoffgehalt im Rauchgas wird kontinuierlich gemessen und
dokumentiert. Da das Kraftwerk an die Emissionsdaten-Fernübertragung
angeschlossen ist, werden die Daten in regelmäßigen Abständen
automatisch dem zuständigen Staatlichen Umweltamt Lippstadt gemeldet.
Das technische Verfahren
In der Rostfeuerungsanlage wird das Altholz bei über 850 Grad
Celsius verbrannt. Die heißen Rauchgase erhitzen Wasser in einem
Wasserrohrkessel zu Dampf. Dieser gelangt in eine
Kondensationsturbine zur Stromerzeugung. Der "abgearbeitete" Dampf
wird durch Kühlwasser in einem Nasskühlturm kondensiert. Die
Rauchgase, die bei der Holzverbrennung entstehen und in der
Kesselanlage Wasser zu Dampf erhitzen, werden in der
Rauchgasreinigungsanlage behandelt. Diese besteht im Wesentlichen aus
einem Entstickungssystem mit Ammoniakwassereindüsung, einem
speziellen Filter sowie einem Ad- und Absorptionsreaktor. Damit
können zum Beispiel Chlor- und Schwefelverbindungen, Schwermetalle
und kleinste Staubpartikel herausgefiltert werden. Als Reststoff
verbleiben Flugasche und Filterstaub, die aus dem Abgasstrom
ausgefiltert werden, sowie Rostasche, die beim Verbrennungsvorgang
als nicht brennbarer Rest im Nassentschlacker übrig bleibt. Die
Aschen werden bis zum Abtransport vor Ort sicher gelagert,
abtransportiert und entsorgt.
REMONDIS ist eines der weltweit größten privaten
Dienstleistungsunternehmen der Wasser- und Kreislaufwirtschaft und
erbringt Dienstleistungen für mehr als 20 Millionen Menschen.
REMONDIS betreibt ein eigenes Anlagennetzwerk mit rund 500 Anlagen
und verfügt über Niederlassungen und Beteiligungen in 16 europäischen
Staaten sowie in China, Japan, Taiwan und Australien.
Die STEAG Saar Energie AG ist der deutschlandweit aufgestellte
Energiespezialist im Bereich der dezentralen Energieversorgung und
dabei eingebunden in die STEAG, die Energiesäule des Essener
RAG-Konzerns. Das Unternehmen ist darauf spezialisiert, intelligente
und nachhaltige Konzepte für jeden Kunden zu entwickeln. Dabei reicht
das vernetzte Energieangebot von der Biomasse- und Geothermienutzung
bis hin zum Betrieb eines virtuellen Regelkraftwerks. STEAG Saar
Energie ist zudem einer der führenden Stromproduzenten im
südwestdeutschen Raum. Das Unternehmen betreibt bundesweit zehn
Biomasse-Anlagen mit einer jährlichen Verwertungskapazität von rund
570.000 Tonnen Altholz. Biomasse-Heizkraftwerke befinden sich unter
anderem auch in Großaitingen, Traunreut, Neufahrn, Neuwied, Dresden,
Ilmenau und Buchen.
Wesentliche Anlagedaten auf einen Blick:
Kesselanlage
Hochdruck/Dampf: 65 bar/462 °C
Erzeugungsleistung: 80 Tonnen Dampf/Stunde
Brennstoff
(Alt- u. Restholz): 135.000 Tonnen/Jahr
Turbinenanlage
Dampfturbine: 20 Megawatt (MWel)
Geplante Erzeugung
Strom:ca. 150 Millionen Kilowattstunden/Jahr
Personal:
Mitarbeiter 35 Mitarbeiter (im Kraftwerk 15,
in der Holzversorgung 20)
Quelle: Pressemitteilung STEAG Saar Energie AG