Finanzkrise: Experten erwarten mehr Kreditausfälle
Archivmeldung vom 18.10.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittLaut einer aktuellen Umfrage der auf Turnarounds und Ertragssteigerungsprogramme spezialisierten AlixPartners rechnet die Mehrheit der Experten in der Folge der derzeitigen globalen Kreditkrise mit einer steigenden Zahl an Kreditausfällen und Finanzkrisen bei europäischen Unternehmen.
In der Umfrage unter rund
70 führenden europäischen Bankern, Rechtsanwälten, Fondsmanagern und
anderen Branchenexperten gaben 93 Prozent der Befragten an, sie
erwarteten für die kommenden 18 Monate einen Anstieg der
Kreditausfallquoten. 79 Prozent rechnen zudem mit einer
bevorstehenden Zunahme von Unternehmensinsolvenzen im gleichen
Zeitraum in Europa.
Im AlixPartners European Turnaround Index befragt AlixPartners
jährlich führende europäische Banker, Rechtsanwälte, Fondsmanager und
andere Branchenexperten nach ihren Einschätzungen zur Entwicklung des
Marktes für Unternehmenssanierungen in Europa. Bei der Umfrage im
Vorjahr hatten nur 72 Prozent der Befragten einen Anstieg der
Kreditausfälle und 50 Prozent einen Anstieg der Insolvenzen
vorausgesagt.
Deutschland am stärksten betroffen
Auf die Frage, in welcher europäischen Branche mit den stärksten
Restrukturierungen zu rechnen sei, wurde von der Mehrheit der
Befragten an erster Stelle der produzierende Sektor angegeben, an
zweiter Stelle der Handels- und Konsumgütersektor, an dritter Stelle
der Finanzdienstleistungssektor, an vierter Stelle der Pharmasektor
und an fünfter Stelle schließlich der Energiesektor. Auf die Frage,
welcher von fünf vorgegebenen westeuropäischen Staaten den höchsten
Anteil von Unternehmensrestrukturierungen zu erwarten habe, sahen 38
Prozent der Befragten Deutschland an erster Stelle, 33 Prozent
Großbritannien, 13 Prozent Frankreich, 12 Prozent Spanien und 4
Prozent Italien.
Auswirkung der Kreditkrise
"Die Krise an den Finanzmärkten hat schon jetzt erhebliche
Auswirkungen auf die Finanzierung von Unternehmen. Wir sehen derzeit
eine Menge von Transaktionen, die nicht abgeschlossen werden können.
Weltweit sind Transaktionen mit einem Gesamtvolumen von rund 400
Milliarden Dollar in der Pipeline und können aktuell nicht syndiziert
werden", erläutert Ulrich Wlecke, Geschäftsführer von AlixPartners in
Deutschland, den Zusammenhang zwischen der Kreditkrise und der
Situation der Unternehmen.
"Auch wenn die Folgen der Kreditkrise weniger dramatisch sind, als
von manchen befürchtet, ist sie doch eine Mahnung, dass die guten
Zeiten früher oder später zu einem Ende kommen", sagt Roman Zeller,
Europachef von AlixPartners. "Unsere Umfrage belegt eine Vorahnung
unter europäischen Experten - die aus eigener Erfahrung wissen, wie
schnell sich die Konjunktur wenden kann -, dass uns vermutlich noch
weitaus größere Umwälzungen bevorstehen. Engagierte Manager werden
sich bemühen, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, bevor es zu
spät ist."
Änderung des Insolvenzrechts
Die Befragungsergebnisse spiegeln auch die Auswirkungen der
Änderungen des Insolvenzrechts in weiten Teilen Kontinentaleuropas
wider. 56 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die erfolgten
Änderungen Frankreich zu einem attraktiveren Markt für Distressed
Debt-Investoren machen, während 54 Prozent für Italien und 46 Prozent
für Deutschland in Zukunft eine steigende Attraktivität erwarten.
"Die Hoffnung der Experten gründet auf der von der deutschen Bundesregierung geplanten Änderung des Insolvenzrechtes. Deutschland muss sich hier den internationalen Standards annähern. Ansonsten wird es für Investoren nicht sehr interessant sein, deutschen Krisenunternehmen aus der Klemme zu helfen", kommentiert Ulrich Wlecke die Umfrageergebnisse.
Quelle: Pressemitteilung AlixPartners