Techniker-Krankenkasse wundert sich über ausbleibenden "Aufschrei"
Archivmeldung vom 16.08.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Chef der Techniker Krankenkasse, Jens Baas, rechnet mit weiter steigenden Sozialversicherungsbeiträgen. "Ich frage mich schon heute, warum es keinen großen Aufschrei gibt", sagte Baas der "Welt". "Meine Antwort: Die Politik hat großes Glück, dass der Beitrag einfach vom Lohn abgezogen wird."
Die meisten Menschen verfolgten das nicht im Detail. "Wenn Löhne und
Beiträge steigen, sehen sie nur, dass die Endsumme ein bisschen höher
ist, und glauben, alles sei gut." Müssten sie die Beiträge selbst
überweisen, wäre der Widerstand sicherlich viel stärker. "Die Politik
versteckt sich hinter dem System und hat keine Angst vor
Beitragserhöhungen. Auch das Versprechen, dass die
Sozialversicherungsbeiträge insgesamt 40 Prozent nicht übersteigen
sollten, ist sang- und klanglos gefallen."
In Bezug auf das
milliardenschwere Defizit der gesetzlichen Krankenversicherung sieht
Baas eine klare Mitverantwortung beim früheren Bundesgesundheitsminister
Jens Spahn (CDU). "Seine Gesetze waren in Summe deutlich teurer, als
sie nützlich waren. Da waren auch Geschenke dabei, über die sich
bestimmte Lobbygruppen sicherlich gefreut haben", sagte der Kassenchef.
"Diese Kosten-Nutzen-Bilanz aufzuarbeiten, wäre wichtiger als die
Fokussierung auf einmalige Dinge wie den Maskeneinkauf in der Pandemie."
Das
Problem im Gesundheitswesen sei es, dass Gesetze meistens erst dann
wirkten, wenn der zuständige Minister gar nicht mehr im Amt ist. Karl
Lauterbach (SPD) müsse jetzt dringend die Ausgaben im Gesundheitswesen
in den Griff bekommen. "Ich gehe davon aus, dass wir bei den
Krankenkassen Anfang 2025 im Durchschnitt 0,5 bis 0,6 Beitragssatzpunkte
Erhöhung sehen werden, vielleicht auch mehr", sagte Baas. Man käme dann
auf durchschnittlich rund 17 Prozent.
"Das größte Problem ist,
dass sich diese Entwicklung in absehbarer Zukunft nicht ändern wird. Es
stehen weitere teure Gesetze an, und ohne Gegenmaßnahmen werden die
Kosten ungebremst steigen. So würde es jedes Jahr zu Beitragserhöhungen
kommen", warnt der TK-Chef. "Bis 2030 könnte der durchschnittliche
Beitragssatz dann bei 20 Prozent liegen. Ich frage mich: Wie soll das
weitergehen? Sollen die Menschen irgendwann ein Viertel ihres Einkommens
für die Krankenversicherung ausgeben müssen?"
Quelle: dts Nachrichtenagentur