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Verdacht auf Mindestlohnverstoß in mindestens jedem dritten Berliner Baubetrieb

Archivmeldung vom 26.07.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.07.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Mindestens jeder dritte der rund 1800 mittelständischen Baubetriebe in Berlin steht im Verdacht, den Bau-Mindestlohn nicht zu zahlen. Das legt eine aktuelle Auswertung der Sozialkasse für das Berliner Baugewerbe nahe, die dem Tagesspiegel am Sonntag vorliegt.

"Die von uns erstellten Auswertungen der Arbeitszeiten und der Löhne der bei uns gemeldeten Arbeitnehmer lassen das zumindest vermuten", erklärt Dietmar Witt, Geschäftsführer der Sozialkasse, einer gemeinsamen Einrichtung der Tarifparteien. Aus den Daten geht nämlich hervor, dass in Berlin 35 Prozent der Betriebe nur auf etwa die Hälfte der tariflichen Arbeitszeit kommen. Demnach müsste eine große Zahl der etwa 16.000 beim Berliner Bau beschäftigten Arbeitnehmer nur Halbtagsstellen haben. Das eben sei aber unwahrscheinlich, sagt Witt. Denn Teilzeit am Bau existiere eigentlich nur in der Theorie. "Die Vermutung, dass in einer Vielzahl dieser Betriebe gegen den Mindestlohn verstoßen oder schwarz gearbeitet wird, liegt da auf der Hand", sagt Witt. Wolf-Burkhard Wenkel, Hauptgeschäftsführer der Fachgemeinschaft Bau (FG Bau) sagt es noch deutlicher: "Der Mindestlohn wird in vielen Fällen offenbar dramatisch unterschritten."

In der Praxis soll das so funktionieren: Ein Bau-Arbeitnehmer arbeitet 40 Stunden pro Woche. Am Ende eines Monats teilt sein Arbeitgeber die Summe seines Lohns durch den Mindestlohn. Die Zahl der Arbeitsstunden, die sich daraus errechnet, meldet er anschließend an die Sozialkasse - ohne dass der Betrug auffällt. Für Peter Teßmer, Präsident des Bauindustrieverbands Berlin-Brandenburg, ist diese Praxis eine Frechheit: "Mit so einer Politik verzerren die Betriebe den Wettbewerb und gefährden die seriösen Betriebe."

Quelle: Der Tagesspiegel

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