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Oettinger warnt vor Standortverlagerungen wegen hoher Strompreise

Archivmeldung vom 19.01.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.01.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Rainer Sturm  / pixelio.de
Bild: Rainer Sturm / pixelio.de

EU-Energiekommissar Günther Oettinger hat vor Standortverlagerungen der Industrie wegen zu hoher Strompreise gewarnt. "Wir erleben schon, dass energieintensive Industrien Standortbetrachtungen und Standortwechsel vornehmen, weil in Deutschland der Strompreis für die Branchen Kupfer, Aluminium, Stahl, Kunststoffe, Chemie, Papier, in einem sensiblen Bereich angekommen ist", sagte Oettinger der "Rheinischen Post".

In der Diskussion um die Solarförderung in Deutschland forderte der EU-Kommissar eine stärkere Rückführung der Öko-Förderung. "Allein die EEG-Umlage macht 13,7 Prozent des Strompreises aus, dazu kommen Stromsteuer, Mehrwertsteuer und andere Abgaben. In Summe sind das mehr als 40 Prozent an staatlichen Lasten", so Oettinger. Die Solarförderung sollte europaweit koordiniert werden. "Beim Thema Solar sollte im europäischen Maßstab entschieden werden, da es Standorte in Europa gibt, die bessere Bedingungen haben."

Kommunalversorger MVV baut Windparks lieber an Land

Die Mannheimer MVV Energie, der einzige börsennotierte Stadtwerke-Konzern Deutschlands, hält Offshore-Windparks für Kommunalversorger für unrentabel und zu riskant und setzt lieber auf Windenergie an Land. "Offshore-Windparks sind für uns angesichts der hohen Kosten in Verbindung mit den technischen Risiken derzeit nicht attraktiv", sagte Vorstandschef Georg Müller im Gespräch mit dem "Handelsblatt". "Jedes Projekt muss profitabel sein. Deshalb investieren wir in Onshore-Windkraft." Windparks auf dem Festland seien im Gegensatz zu den Offshore-Anlagen technologisch erprobt, sagte Müller. Nach seinen Worten gibt es auch noch genügend Standorte beispielsweise in Baden-Württemberg.

Eines der größten Probleme, der Widerstand der Bürger gegen Anlagen in ihrer Nachbarschaft, habe sich gelegt: "Die Akzeptanz für die Windräder ist durch die Energiewende gestiegen." Die Windenergie spielt in den Plänen der Bundesregierung, bis 2020 den Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromproduktion von derzeit 20 auf 35 Prozent zu erhöhen, eine große Rolle. Die Politik setzt dabei aber vor allem auf große Windparks vor den Küsten von Nord- und Ostsee, die dank kräftiger Winde eine große Ausbeute haben und mit einer Gesamtleistung von mehreren Hundert Megawatt die Leistung von Gas- und Kohlekraftwerken erreichen können. Die Entwicklung stockt aber. Der Anschluss an die Stromnetze verzögert sich, und die Behörden kommen nicht mit der Genehmigung hinterher, wie jüngst der Erneuerbare-Energien-Chef von RWE, Fritz Vahrenholt, klagte.

Forscher warnen vor Scheitern der Energiewende

Führende Energieforscher Deutschlands warnen die Bundesregierung in einem offenen Brief vor dem Scheitern der Energiewende. Nach Angaben der Wochenzeitung "Die Zeit" heißt es in dem Schreiben, das Vorhaben werde nur bei einer "dauerhaften Senkung des Energiebedarfs gelingen". Bisher seien die konkreten Signale allerdings "zwiespältig". Der Brief sei an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP), Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) sowie an die Mitglieder des Umwelt- und Wirtschaftsausschusses des Bundestages adressiert. Die mehr als dreißig Unterzeichner forderten darin die politischen Entscheidungsträger auf, "die Bremsen zu lösen und in allen Handlungsfeldern eine Energieeinsparpolitik zu gestalten, die den selbst gesetzten ambitionierten Regierungszielen gerecht wird". Der vierseitige Brief geht nach Angaben der "Zeit" auf eine Initiative von Martin Pehnt, Mitglied im Vorstand des Heidelberger IFEU-Instituts, zurück. Zu den Unterzeichnern gehörten Claudia Kemfert (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung) und Hans-Joachim Ziesing, Mitglied der von der Bundesregierung berufenen Monitoring Gruppe zur Energiewende. Darüber hinaus hätten die Stellungnahme unter anderem Fachleute des Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung, des Öko-Instituts und verschiedener Universitäten unterschrieben. Die wichtigsten Effizienzimpulse erwarteten die Absender des Appells von der Verabschiedung der europäischen Energieeffizienz-Richtlinie. Deutschland dürfe bei den Verhandlungen "nicht als Bremser auftreten", heiße es in dem Schreiben.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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