IG Metall NRW: Arbeitgeber nutzen Finanzkrise aus, um an Löhnen zu sparen
Archivmeldung vom 13.10.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittVor Beginn der Tarifrunde für die rund 700 000 Metaller in NRW am Dienstag in Düsseldorf wird der Ton schärfer. IG-Metall-Bezirkschef Oliver Burkhard wirft den Arbeitgebern vor, die Finanzkrise auszunutzen, um die Branche schlecht zu reden.
"Wer die Verunsicherung der Menschen dazu ausnutzt, den Lohnabschluss um ein paar Zehntel zu drücken, handelt unverantwortlich", sagte Burkhard der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ, Dienstagausgabe). Nachdem Arbeitgeberpräsident Horst-Werner Maier-Hunke von "Wahrnehmungsverlust" bei der IG Metall ob der Forderung nach acht Prozent mehr Lohn gesprochen hatte, sagte nun Burkhard: "Dann leidet Herr Maier-Hunke wohl unter Gedächtnisschwund. Er scheint vergessen zu haben, dass die Unternehmen im vergangenen Jahr die höchste Rendite seit 1970 erzielt haben." Die Finanzkrise sieht Burkhard im Gegensatz zu den Arbeitgebern noch nicht in den Betrieben angekommen: "Wir haben keine Krise in der Metallwirtschaft. Und dagegen, dass der Funke überspringt, kann man was tun, nämlich Sicherheit für die Beschäftigten schaffen." Bei einer Betriebsumfrage der IG Metall, die der WAZ vorliegt, gaben 82 Prozent an, die Arbeitszeitkonten seien voll und es würden weiter Überstunden geleistet. Die Auftragslage in ihrem Betrieb bewerteten 78 Prozent als gut. Jeder dritte rechnet in seinem Betrieb mit einem weiteren Personalaufbau, jeder fünfte mit einem Abbau. Besonders die Autoindustrie fühlt sich bereits von der Finanzkrise betroffen und hat Zwangspausen angeordnet. Dagegen spricht Burkhard von einer "konzertierten Aktion", weil alle Hersteller gleichzeitig die Drosselung ihrer Produktion bekannt gegeben hätten. Dabei sei besonders bei Opel lange vor der Finanzkrise gekannt gewesen, dass vor der Umstellung auf neue Modelle die Werke nicht mit voller Last arbeiten würden. Die IG Metall strebt einen schnellen Abschluss an. Burkhard: "In der Dezember-Abrechnung sollen die Leute sehen, was wir erreicht haben."
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung