Bahn spähte 173.000 Mitarbeiter aus
Archivmeldung vom 28.01.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Spitzelskandal bei der Bahn weitet sich aus: Nach Informationen von stern.de hat die Bahn am Vormittag vor dem Verkehrsausschuss des Bundestages zugegeben, in dem Projekt "Babylon" bei 173.000 Mitarbeitern und 80.000 Lieferanten Daten "gescreent" zu haben. Die Bahn wollte dazu auf Anfrage zunächst keinen Kommentar abgeben.
Uwe Beckmeyer, verkehrspolitischer Sprecher der SPD im Bundestag, sagte stern.de nach der Sitzung: "Das ist unglaublich, hier sind Abgründe hochgekommen, die mich doch sehr erstaunt haben. Der Kampf gegen die Korruption ist wichtig, aber hier wurde bewusst ein Generalverdacht ausgesprochen."
Alexander Dix, Datenschutzbeauftragter beim Land Berlin, dessen Behörde für die Überprüfung der Vorwürfe zuständig ist, sagte stern.de beim Verlassen der Sitzung: "Wir haben Unterstützung aus allen Bundestagsfraktionen erhalten." Er bestätigte nochmals, dass es im Februar eine erneute Prüfung bei der Bahn geben werde, dann werde zeitnah entschieden.
Darüber hinaus wurden nach Informationen von stern.de dem obersten Korruptionsbekämpfer der Deutschen Bahn, Wolfgang Schaupensteiner, 60 Fragen mit auf den Weg gegeben, die das Unternehmen klären muss. Dem Vernehmen nach soll ferner beschlossen werden, dass es in naher Zukunft eine weitere Sitzung des Ausschusses mit Josef Bähr, Leiter der Konzernrevision der Bahn, und Jens Puls, Leiter der Konzernsicherheit des Unternehmens, geben werde.
Der Datenskandal bei der Bahn war vom Hamburger Magazin stern aufgedeckt worden. In der vergangenen Woche hatte der Konzern den Bericht des Magazins bestätigt, wonach Beschäftigte systematisch einer Rasterfahndung unterzogen wurden. Beim Projekt "Babylon" glich die Detektei Network Deutschland im Auftrag der Bahn Namen und Adressen von Lieferanten mit denen von Bahnbeschäftigten ab. Dies geschah ohne konkreten Verdacht, nach Angaben der Bahn im Rahmen der Korruptionsbekämpfung.
Quelle: stern