Für Arbeitnehmer bleibt 2021 netto mehr übrig
Archivmeldung vom 23.12.2020
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Freigeschaltet durch André OttDurch den Wegfall des Solidaritätszuschlags für die meisten Steuerzahler werden im neuen Jahr vor allem Arbeitnehmer in den mittleren und höheren Gehaltsklassen mehr Geld übrig haben. Das geht aus Berechnungen des Softwarehauses Datev für die "Süddeutsche Zeitung" hervor.
Demnach profitieren am stärksten verheiratete Gut-Verdiener. Bei einem monatlichen Brutto-Gehalt von 9.000 Euro verzeichnen Kinderlose in der Steuerklasse III zum Beispiel ein Plus von 1.346 Euro im Jahr, bei Beschäftigten mit zwei Kindern sind es immer noch 1.040 Euro. Unter den Singles in der Steuerklasse I sind Arbeitnehmer mit einem Brutto-Monatsgehalt von 6.000 Euro die größten Gewinner.
Sie erhalten netto übers Jahr gerechnet 1.083 Euro mehr. Deutlich weniger kommt bei Arbeitnehmern mit einem niedrigen Einkommen an. Singles mit einem Bruttogehalt von 2.000 Euro monatlich haben gerade einmal 18 Euro mehr im Monat. Ab einer bestimmten Gehaltsstufe sinkt die Steuerersparnis laut Datev allerdings wieder: Der Nürnberger IT-Dienstleister nennt hier als Grenze mehr als 6.500 Euro bei Singles, 7.500 Euro bei Alleinerziehenden und 11.000 Euro bei Verheirateten. Hier schlägt der Soli wieder zu Buche, wenn auch zunächst in abgeschwächter Form.
Er wird von 2021 an bei Überschreiten eines Freibetrags nicht sofort in voller Höhe fällig, sondern steigt langsam, bis der volle Satz von 5,5 Prozent erreicht ist. Ganz wegfallen wird der Solidaritätszuschlag nach Angaben des Bundesfinanzministeriums für etwa 90 Prozent der Steuerzahler.
Datev hat bei seinen Berechnungen auch andere gesetzliche Änderungen berücksichtigt, wie etwa die Anhebung des steuerlichen Grundfreibetrags oder die Erhöhung des Kinderfreibetrags. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) sagte der SZ: "Es bleibt mehr im Geldbeutel, das gibt Zuversicht in einer schweren Zeit. Das hilft dabei, die Wirtschaft am Laufen zu halten und Arbeitsplätze zu sichern." Der SPD-Kanzlerkandidat gab aber auch schon mal ein Thema für den Wahlkampf vor: "Es darf jetzt keine Steuergeschenke an Spitzenverdiener geben. Unser Land steht vor großen Herausforderungen. Bei ihrer Lösung müssen die, die besonders viel haben, einen größeren Beitrag leisten." Positiv bewertete auch der Haushaltsexperte der Unionsfraktion, Eckhardt Rehberg (CDU), das Steuerpaket: "30 Jahre nach der Wiedervereinigung ist es höchste Zeit, dass der Soli für fast alle Menschen wegfällt."
Insgesamt dürften die Steuerzahler 2021 durch die Erleichterungen und das um 15 Euro erhöhte Kindergeld rund 17 Milliarden Euro mehr Geld im Portemonnaie haben. "Wir brauchen einen ordentlichen Nach-Corona-Wirtschaftsboom. Damit können wir es auch schaffen, aus den Corona-Schulden im Bundeshaushalt wieder herauszuwachsen", sagte Rehberg. Auch FDP-Haushaltsexperte Otto Fricke hält den eingeschlagenen Weg für richtig. "Man sollte nie vergessen, dass 85 Prozent der in Deutschland getätigten Investitionen von Privaten kommen. Gezielte Erleichterungen sind deshalb der weit bessere Weg, als die völlig sinn- und wirkungslose Senkung der Mehrwertsteuer in diesem Jahr", sagte er. Fricke warnt jedoch vor neuen Belastungen wie einem Corona-Soli.
Quelle: dts Nachrichtenagentur