Auch bei Edeka und Plus wurden Mitarbeiter bespitzelt
Archivmeldung vom 02.04.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Bespitzelung von Mitarbeitern bei Lidl war kein Einzelfall. Nach Informationen von stern.de, der Online-Ausgabe des Hamburger Magazins, bedienen sich Konkurrenten vergleichbarer Methoden. So liegen stern.de Protokolle eines Sicherheitsunternehmens vor, das für den Discounter Plus und die Supermarktkette Edeka gearbeitet hat.
Auch in diesen Protokollen werden wie bei Lidl detailliert private Angelegenheiten von Mitarbeitern in den Filialen festgehalten, berichtet stern.de am Mittwoch. Die Zahl der vorliegenden Protokolle ist allerdings geringer.
Wie bei Lidl traten die Spitzel in den Märkten laut stern.de offiziell als Ladendetektive auf, tatsächlich beschäftigten sie sich aber nicht nur mit Ladendieben, sondern auch mit dem Ausspähen der Mitarbeiter. Jeweils eine Woche lang waren die Detektive in den Filialen unterwegs, ihre Beobachtungen vermerkten sie minutiös in seitenlangen Protokollen. So heißt es in einem der Protokolle über eine Plus-Filiale im Norden Deutschlands aus dem Juli 2006: ?"Bei einem privaten Gespräch mit Frau C. erfahre ich dass sie viele Neider hat, da sie und ihr Mann sich jetzt ein Haus gekauft hätten, zwei Autos und ein Motorrad fahren, sowie öfter in den USA Urlaub machen. Ihr größter Wunsch wäre es, in die USA auszuwandern. Immerhin würde sie als stellvertretende Marktleiterin gutes Geld verdienen und könnte sich den Lebensstil leisten." ??Über das Privatleben von Frau C. wiederum berichtet der Detektiv an die Plus-Regionalleitung in der Nähe von Hannover: "Hier gab es eine anonyme Anzeige, da Frau C. sich angeblich zu wenig um ihre 8-jährige Tochter kümmern würde und das Kind während der Arbeitszeit am Nachmittag zu einer Freundin abgeschoben wird. Frau C. hat diesbezüglich heute um 17 Uhr ein Gespräch mit dem Jugendamt." Und wie bei Lidl wurden auch bei Plus und Edeka versteckte Mini-Kameras angebracht, mit denen jeder Winkel der jeweiligen Läden überwacht werden konnte.
Sowohl Edeka als auch Plus, das demnächst zur Edeka Gruppe gehören wird, bestätigten stern.de die Existenz der Protokolle. "Die Notizen des externen Mitarbeiters haben wir nicht explizit beauftragt und weder ausgewertet noch weiter genutzt", schränkte eine Sprecherin von Plus jedoch ein. Aufgrund der stern.de-Recherchen sei veranlasst worden, derartige Berichte nicht mehr zu akzeptieren.
Ähnlich äußerte sich Edeka. "Die Details wurden uns von der Sicherheitsfirma über den Auftrag hinaus angeboten", sagte Rüdiger Heß, Geschäftsführer des für die beiden betroffenen Filialen verantwortlichen Edeka-Subunternehmens WEZ. "Die Informationen interessieren uns aber nicht." Die Zusammenarbeit mit der Sicherheitsfirma sei gestoppt worden. Heß zu stern.de: "Es ging darüber hinaus, was wir wollten, und zudem blieb der Erfolg bei der Ladendiebstahlkontrolle aus." Diese Art der Überwachung von Mitarbeitern sei "gesetzeswidrig" und nicht zu tolerieren, hieß es auch aus der Zentrale von Edeka. "Das ist bei uns nicht üblich", sagte eine Sprecherin. Die Edeka-Regionalgesellschaft Minden-Hannover hat die Zusammenarbeit mit der Sicherheitsfirma daher vorerst gestoppt.
Quelle: stern