Kein Kompromissvorschlag, sondern eine Katastrophe
Archivmeldung vom 15.09.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittÖsterreich hat überraschend vorgeschlagen, die seit April 2006 verhängten provisorischen Zölle, um ein weiteres Jahr zu verlängern und dann erneut zu prüfen. "Dieser Vorschlag ist völlig unverständlich, ändert im Grunde gar nichts und hätte gravierende negative Folgen für die europäische Schuhindustrie und die Konsumenten", ist Paul Verrips, Geschäftsführer des Verbandes der europäischen Schuhimporteure und Händler (F.A.I.R.), überzeugt.
"Es handelt sich nach wie vor um den gleichen Vorschlag, der bereits
von den 14 EU Mitgliedsländern, inklusive Österreich, abgelehnt
wurde! Rein die Befristung ist ergänzt worden."
Die über Nacht veränderte Position Österreichs scheint in direktem
Zusammenhang mit der persönlichen Intervention des italienischen
Ministerpräsidenten Prodi zu stehen. Italien und einige andere
südeuropäische Länder hoffen durch Anti-Dumping Zölle, einen Teil der
fernöstlichen Schuhproduktion wieder nach Europa zurückholen zu
können. "Das ist völlig illusorisch", betont Verrips hingegen: "Die
Zölle sind jetzt seit einem halben Jahr in Kraft, es sind keinerlei
positive Effekte zu erkennen. Nachweisbar ist hingegen, dass die
Einfuhrpreise für Schuhe bereits in den ersten vier Monaten 2006 um
12 Prozent für China beziehungsweise sogar um 19 Prozent für
Schuhimporte aus Vietnam gestiegen sind. Anti-Dumping Zölle schädigen
die europäischen Verbraucher in erheblichem Maße."
Auf heftige Ablehnung beim Verband der europäischen
Schuhimporteure stößt insbesondere - die als Kompromiss gedachte -
vorläufige Befristung der Maßnahmen auf ein Jahr. Paul Verrips,
Geschäftsführer von F.A.I.R. erläutert: "Diese Befristung ist für den
Handel genauso unsinnig und gefährlich wie der bereits abgelehnte
Vorschlag. Zusätzlich kommt jedoch hinzu, dass sich die Unsicherheit
verlängert. Für den Handel ist Planungssicherheit von entscheidender
Bedeutung. Wenn jetzt die endgültige Entscheidung um ein weiteres
Jahr hinausgezögert wird, wissen wir nicht mit welchen zusätzlichen
Kosten wir rechnen müssen. Das ist aus betriebswirtschaftlicher Sicht
ein völlig inakzeptabler Zustand, unter dem die Industrie bereits
seit Beginn der Untersuchung leidet."
Innerhalb kürzester Zeit ist dies bereits der dritte Vorschlag, um
Anti-Dumping Zölle langfristig zu verankern. Für Verrips ist dies ein
Indiz, dass die EU Kommission alles daran setzen wird, um
Anti-Dumping Maßnahmen durchzusetzen, auch wenn dies weder im
Interesse der europäischen Schuhindustrie noch der Verbraucher ist.
FAIR Footwear Association of Importers and Retail chains: Der Verband vertritt die Interessen von mehr als 100 Schuhimporteuren und Einzelhändlern. Hierzu gehören unter anderem Unternehmen wie Columbia (Frankreich, USA), Clarks (Großbritannien), Deichmann (Deutschland), Wortmann (Deutschland), Leder & Schuh (Österreich), Skechers (USA) Schoenenreus (Niederlande) und Vivarte (Frankreich), mit insgesamt circa 90.000 Mitarbeitern, die rund 50 Prozent des Importvolumens in die EU repräsentieren.
Quelle: Pressemitteilung FAIR